Israel – viele verbinden mit diesem Wort sofort Krieg, Selbstmordattentate und scheinbar endlose und unlösbare Konflikte. Das Isreal viel mehr zu bieten hat geht dabei oft unter, viele haben das Interesse an diesem Land längst verloren, was auch kein Wunder ist, bei dem was man in den Medien so mitbekommt. Das täglich grüßende Murmeltier sind die Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern. Diese Verhandlungen haben Generationen von Politikern kommen und gehen sehen und konnten Kriege doch nie verhindern, nicht einmal US-Präsidenten waren in der Lage für Frieden zu sorgen.
Wenn man sich die Geschichte Israels ansieht, stellt man fest, dass dieses Land einen traurigen Rekord hält: Seit der Staatsgründung die am 14. Mai 1948 durch David Ben Gurion ausgerufen wurde verging kein Jahrzehnt ohne einen Krieg oder nennenswerten Konflikt. Wenn man sich dabei vor Augen hält, dass es schon seit den 30er Jahren zu immer mehr gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Juden, sowie zwischen diesen beiden Gruppen und der britischen Mandatsmacht kam, begreift man erst, dass es wohl kein vergleichbar kleines Stück Land gibt, um das so erbittert gekämpft wurde wie Israel. Das Land an sich ist nicht viel größer als Hessen, ohne Probleme kann man an einem Tag von der einen Seite des Landes zur anderen Seite gelangen. Seit ich mich damit beschäftige, es im Sommer 2010 besuchte und zu diesem Thema ein Seminar an der Uni belegte ist mir aufgefallen, wie wenig die Menschen doch über Israel wissen. Viel zu oft steht die Politik im Vordergrund, es werden Schuldzuweisungen ausgesprochen, oft sind die Beteiligten auch so politikverdrossen, dass sie gar nichts zu dem Thema sagen, ein ohnehin heikles für uns Deutsche, und ich kann es bestens verstehen, wer beim Thema Israel und Politik nicht verdrossen ist, der muss entweder ein Megaoptimist oder auf Koks sein.
Ich will mich hier nicht damit beschäftigen, wer an was Schuld ist, ob Israel mehr Kompromisse machen soll, echte Kompromisse, ob die Palästinenser diese annehmen können, über diese Themen wird oft genug in der internationalen Politik diskutiert, und es kommt kaum etwas nennenswertes dabei heraus. Ich habe einige interessante Bücher zu dem Thema gelesen, u.a. von Uri Avnery. Avnery wurde 1923 in Beckum geboren und emigrirte 1933 nach Palästina. Er kämpfte im Israelisch-Arabischen Krieg 1948/ 49 und setzte sich danach für einen dauerhaften Frieden ein. Seine radikalen Ansichten, seine energische Unterstützung für eine Zwei-Staatenlösung und die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern brachten ihm gerade im eigenen Land viele Feinde, in den Siebzigern wurde er bei einem Mordversuch schwer verletzt. Er war der erste Israeli der Jassir Arfat traf, durch diese und weitere Aktionen und der Gründung der Friedensorganisation Gush Shalom empfanden ihn viele seiner Landsleute als Verräter. Sein Buch 1948 A Soldier’s Tale das sich in zwei einzelne Bücher In the Fields of the Philistines und The Other side of the Coin gliedert, beschreibt Avnery nicht nur seine Erfahrungen im Krieg mit großer erzählerischer Brillanz und einer guten Beobachtungsgabe, er macht sich auch zu diesem Zeitpunkt (die Bücher erschienen bereits Ende der 40er/ Anfang der 50er Jahre) Gedanken darüber, wie die Geschichte Israels weitergehen soll.
Viele Dinge klingen als wären sie erst jetzt geschrieben, eine gewisse prophetische Ader kann man dem Mann nicht abstreiten wenn man seine Bücher liest. In The Other side of the Coin beschreibt er einen Dialog, der die Gedanken seiner Freunde während des Krieges 1948 wiederspiegelt. „Perhaps we won’t be able to conquer Cairo and Baghdad, and I hope that they will be unable to take Tel Aviv. Then the war will last a long time, until… until peace comes.” Dieser Frieden kam jedoch bis heute nicht und Avnery schreibt weiter: “Neither we nor the Arabs will be able to win a victory that destroys the other side. So this war will continue, with interruptions, until we die.” Das scheint in der Tat die traurige Realität zu sein, wenn man sich die Situation heute ansieht…
Rabin, Clinton, Arafat 1993 |
Avnery und der ehemalige israelische Premierminister Yitzhak Rabin, der auf seine alten Tage noch vom Falken zur Taube wurde und von einem fanatisierten Israeli 1995 ermordet wurde, sind Beispiele für Menschen die sich trotz großer Widerstände für den scheinbar aussichtlosen Frieden einsetzten, und ich bin überzeugt, wenn jemand Frieden schaffen kann, dann diese Menschen. Leider scheint aber mit Rabin auch die Hoffnung auf Frieden gestorben zu sein, sowohl in Israel als auch in den bestezten Gebieten dominieren seit dem Neunzigern fast nur noch die Hardliner, die israelische Räumung des Gazastreifens 2005 war ein großes mediales Drama, so schnell wird sich kein israelsicher Politiker trauen ähnliches im Westjordanland zu versuchen. Die Israelis sind sehr gespalten, darauf will ich demnächst näher eingehen, und sie sind zwar alle unheimlich politisch, aber mehr zwangsweise als frewillig, weil es sich bei Politik nicht wie bei uns um lapidare Steuererhöhungen oder Bahnhöfe dreht die für Millionen vergraben werden, sondern oft genug, im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod, um Krieg und Frieden.
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