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Montag, 11. April 2011

Das schöne Leben in Nizza


Die Bucht von Nizza
Die Côte d’Azur ist ja bekanntermaßen nicht unbedingt das preiswerteste Urlaubsgebiet, dafür aber sicherlich eines der schönsten und kulturell allemal interessanter als auf Malle nur in der Sonne zu braten oder in Ibiza jede Nacht eimerweise Cocktails in sich hineinzuschütten. Nizza und das Umland haben einfach unglaublich viel zu bieten, da ist für jeden Geschmack etwas dabei, im Schnitt 300 Sonnentage im Jahr sind ein weiteres Argument und dank Erderwärmung und Klimawandel dürfte sich diese Zahl in den nächsten Jahren sogar noch erhöhen. Trotz dessen, dass ich mich nicht als den besten Kenner Nizzas bezeichnen würde werde ich mal versuchen, die Vorzüge der Stadt und der umliegenden Region zu beschreiben, denn es gibt dort wirklich viel Sehenswertes, und wer nichts mehr sehen will, weil zu anstrengend oder geistig zu anspruchsvoll, der legt sich einfach an den Strand.

Gasse in der Altstadt
Das erste mal war ich 2004 für eine Woche im Sommerurlaub mit Eltern und Bruder in Nizza. Für die Stadt an sich habe ich mich seltsamerweiße kaum interessiert. Zum einen waren wir oft unterwegs, zum anderen oft am Strand. Dieser hat einen einzigen kleinen Makel: Es ist ein Strand mit relativ großen Steinen, die es nur halbwegs motorisch begabten Personen ermöglichen einigermaßen bequem zu liegen, wenn man nicht gerade eine echt stabile Unterlage dabei hat. An heißen Sommertagen kann es zudem passieren, dass der Strand zurückhaltend ausgedrückt, ziehmlich voll ist und man sich etwas wie in einer Sardinenbüchse vorkommt. Schwitzende Leiber liegen dicht aneinandergedrängt wie Walrosse am Strand herum, das navigieren wird zur Herausforderung und man muss aufpassen nicht aus Versehen auf einen korpulenten Russen zu treten, die auf derlei unkoordinierte Annäherungsversuche meist eher zurückweisend reagieren. Dennoch, den Strand einer solchen Stadt direkt vor der Tür zu haben hat unschätzbare Vorteile. Des weiteren eignet sich das Umland hervorragend zum Fahrrad fahren, was wir 2004 auch reichlich nutzen, da wir in weiser Voraussicht unsere Räder mitgenommen hatten. Egal ob Mountainbiker oder Rennradfahrer, alle kommen auf ihre Kosten, man kann sich regelrecht todfahren auf den endlosen Wegen die sich durchs Hinterland schlängeln. Das Gebiet direkt hinter Nizza ist waldreich und bergig, es gibt unendlich viele Routen aus denen man auswählen kann, von vielen Hügeln und Bergen aus hat man grandiose Aussichten auf das Meer.

Mediteranes Flair
Dennoch muss ich zugeben, meine Erinnerungen an den damaligen Urlaub in Nizza sind weitgehend verblasst, vielleicht auch weil sie durch vollkommen neue Eindrücke 2009 und 2010 ergänzt wurden. 2009 war mehr oder minder ein Spontantrip, der dadurch zu Stande kam, dass eine gute Freundin, Hanna, eine Zusage für ein Auslandssemester in Nizza bekam. Da sie Zeit hatte, und ich sowieso, entstand die Idee nach Nizza zu fliegen, auch um sich die Stadt schonmal ein wenig anzusehen. Was läge auch näher, meine Erinnerungen an Nizza waren durchweg positiv, und im August verspricht die Gegend garantiert die Sonne die in heimatlichen Gefilden reine Glückssache ist. Auch wenn die Côte d’Azur wie erwähnt gemeinhin nicht als die preiswerteste Region gilt, kann man, das richtige preiswerte hostel vorausgesetzt, durchaus günstig dort urlauben selbst wenn man nicht zu der Kategorie Mensch gehört, die im Privatjet fliegen und illegale Nummerkonten in der Schweiz ihr Eigen nennen. Vom Wetter wurden wir jedenfalls auch nicht enttäuscht, Sonne und warme Temperaturen blieben uns vom ersten Tag an treu.

Place Massena am Morgen
Nizza hat viele schöne Ecken zu bieten: Die wohl berühmeste ist die Promenade des Anglais, die sich kilometerweit direkt am Meer entlanzieht, hier heißt es sehen und gesehen werden. Wer nicht an der Promenade war, der war nicht in Nizza. Längst sind die Engländer, nach denen der palmenbestandene Prachtboulevard mit vielen unerschwinglichen Hotels einst benannt wurde, ersetzt worden durch ein internationales Publikum in dem kaum Nationaliäten fehlen. Auch die Altstadt und die Plätze in Nizza sind ausgesprochen schön und malerisch, egal ob Place Garibaldi oder Place Massena, alle laden zum verweilen ein. In der Altstadt gibt es zudem einen Markt den man sich nicht entgehen lassen sollte, das mediterane Flair ist unschlagbar. Wie ich ein gutes halbes Jahr später erfahren sollte, als ich Hanna während ihres Auslandssemesters Anfang April 2010 besuchte, gibt es in Nizza auch das wohl beste Eis ganz Frankreichs, was vielleicht mit der geographischen Nähe zu Italien zusammenhängt.

Auf dem Weg zum Meer
Wie erwähnt hat auch das Umland viel zu bieten, dank günstiger und guter Nahverkehrsverbindungen ist es kein Problem dort einfach und entspannt mit Bus und Bahn hinzukommen. Wer sich einmal fühlen will, wie die Schönen, die Reichen und die ganz schön Reichen, gerade im Lotto gewonnen hat oder kürzlich bei einem Banküberfall erfolgreich war, dem kann man wohl St. Tropez oder Monaco empfehlen. Da beide Orte nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste standen und ich nie da war kann ich nur mutmaßen, was es zu sehen gibt, dass es meine Welt gewesen wäre bezweifele ich, aber interessant ist es sicherlich mal. An einem sonnigen Augustmorgen jedenfalls fuhren Hanna und ich nach Èze, einen Ort den ich schon von 2004 in guter Erinnerung hatte. Èze gliedert sich in zwei geographisch getrennte Teile: Èze Village und Èze Plage. Wir fuhren per Bus zunächst hinauf nach Èze Village. Das Dorf liegt auf dem Gipfel eines Hügels, der sich steil über dem Meer erhebt, welches mehrere hundert Höhenmeter tiefer in der Augustsonne glänzte. Das Dorf ist wirklich malerisch, die mittelalterlichen Häuser sind alle sehenswert renoviert und ein enges Gewirr an Gassen mit viele Treppen verhindert, dass sich im Ort Autos bewegen können. In vielen Häusern sind Kunstgalerien jeglicher Couleur untergebracht, man sollte aber etwas darauf achten, nicht allzu spät dort einzutreffen, Èze ist längst kein Geheimtipp mehr und kann an schönen Tagen von vielen Touristen heimgesucht werden. Nachdem wir einige Zeit durch die Gassen flaniert waren suchten wir den Abstieg, der nach Èze Plage hinunterführte und den ich von 2004 als angenehmen Weg hinunter zum Meer in Erinnerung hatte, nur über die Distanz war ich mir nicht mehr sicher. Auch der Anfang des Weges lag woanders als ich dachte, ich hege ja immer noch die Vermutung der Weg wurde in den Jahren meiner Abwesenheit heimlich verlegt nur um mich bloßzustellen. Andererseits kann es natürlich auch an meinem dürftigen Erinnerungsvermögen liegen.

Èze Plage
Wie dem auch sei, nach einiger Zeit fanden wir den Einstieg zum Abstieg, der durch die Natur steil hinunter führt, nur die ersten Meter sind etwas bewaldet und damit schattig, danach wird die Vegetation selten schulterhoch, und so trotteten wir wie zwei Dromedare durch die Mittagshitze. Einen Vorteil hat das ganze aber, außer zwei Leuten die masochistisch genug waren den Weg in umgekehrter Richtung, also nach oben, zu gehen kann ich mich an keine Menschen erinnern. Der Weg war länger als ich vermutete, doch Hanna nahm das alles ohne Klagen hin, und ich konnte mich, als der der den Vorschlag gemacht hat ja schlecht beschweren. Nach etwa einer Stunde, hatten wir aber leichten Schrittes unser Ziel in Èze Plage erreicht. Wer des Französischen mächtig ist, der kann sich schon vorstellen was uns erwartete: Richtig, der Plage, also der Strand. Die Häuser sind relativ dicht am Meer gebaut, da sich kurz dahinter schon der felsige Hang erstreckt. Die Abkühlung im Meer hat man sich aber nach so einer Wanderung auch echt verdient, und ich gebe zu, ich bin nicht der Typ der tagelang nur dösend an Stränden liegen kann, etwas Action brauche ich und diese Mischung aus etwas laufen und etwas chillen am Strand war genau nach meinem Geschmack, auch landschaftlich war das Ganze wirklich schön.

Am Cap Ferrat
Einige Tage darauf waren wir am Cap Ferrat, das hauptsächlich eine Wohngegend der Reichen ist, die ihre Villas auf diese kleine Halbinsel gepflanzt haben. Ein Weg umrundet diese und führt dabei stets am Meer entlang, fast alles was nicht direkt am Wasser liegt ist in Privatbesitz und daher ist der Weg bei knallender Sonne nur bedingt zu empfehlen, da der Schatten fast vollkommen fehlt, immerhin weht direkt am Meer oft Wind. Wir liefen jedenfalls nicht allzuweit, bevor wir dem entspannten Nichtstun am Strand des Cap nachgingen, dort muss man ein wenig aufpassen, es gibt Seeigel, und ich konnte es nicht lassen einen zu fangen. Nur meine großspurige Ankündigung daraus ein zauberhaftes Abendessen zu machen um unser Budget zu schonen konnte ich aufgrund mangelnder Kochkünste und Skrupel so ein unschuldiges Stacheltier zu töten keine Taten folgen lassen und so landete der Igel wieder im Meer, und wenn kein fetter Franzose auf ihn getreten ist lebt er dort noch heute.

Sospel/ 14. 08. 09
Wer auf die dörfliche Idylle steht dem sei Sospel ans Herz gelegt, ein Dorf an der Bahnstrecke der Tendabahn, einer außergewöhnlichen Eisenbahnstrecke durch die Alpen. Sie verbindet die italienische Stadt Turin über Cuneo mit dem französischen Nizza und unterquert den Hauptkamm der Seealpen. Die Züge halten dabei in vielen beschaulichen Dörfern, durchqueren spektakuläre Lanschaften und sind dabei immer wieder auf Aquedukte und Tunnels angewiesen. Wer sich ein Ziel an der Strecke aussucht hat die Qual der Wahl, denn ein Kaff ist malerischer als das andere. Auch Naturliebhaber finden ideale Ausgangspunkte für Wanderungen in den Alpes-Maritimes, wenn man keine Lust mehr hat kehrt man einfach zurück zur Bahnstation und ist in kurzer Zeit wieder in Nizza. Sospel jedenfalls liegt umgeben von grünen Bergen an der Bahnstrecke und hat eine hübsche Altstadt zu bieten, ein kleiner Fluss fließt direkt daran vorbei, doch wie erwähnt, es gibt entlang dieser Bahnlinie kaum Ortschaften und Landschaften die es nicht wert sind gesehen zu werden.

Hanna und ich
Um Ostern 2010 herum war ich nochmal in Nizza, und wurde gastfreundlich in Hanna’s temporärer Residenz aufgenommen, die perfekt lag. In die Altstadt war es nicht weit, Hanna hatte es nicht weit zur Uni und der Strand war in Sichtweite. An einem Tag waren wir auch in Menton, dass für sein Orangenfest bekannt ist. Auch wenn sich das Wetter nicht unbedingt von seiner besten Seite zeigte ist Menton auf jeden Fall sehenswert, von einer kleinen Anhöhe in der Altstadt kann man bis ins nahe Italien schauen. Und vielleicht noch eine kleine Annekdote zu den Orangen- und Mandarinenbäumen die das Stadtbild prägen. Die Früchte sehen wirklich verlockend aus, und so entschied ich mich, mich ein wenig sportlich zu betätigen und eine der tiefer hängenden Mandarinen zu erbeuten, was mir auch ohne größere Umstände gelang, so viel zum erfolgreichen Teil der Aktion. Doch hier endet der Erfolg abrupt! Wie erwähnt, die Früchte sehen gut aus, sie riechen gut, wie Mandarinen eben so riechen, und so biss ich todesmutig hinein. Jetzt die Warnung: Sie schmecken einfach abscheulich! So etwas von bitter und sauer zugleich habe ich selten erlebt, eigentlich hätte ich es mir denken können: Wenn sie wirklich gut wären würden sie da nicht in Massen noch an den Bäumen hängen. Aber gut, so lernt man immer was Neues und immerhin ist es eine Begebenheit über die ich heute schmunzeln kann. Und, was natürlich nicht fehlen darf an Ostern, in Antibes, einem anderen kleinen Kaff an der Küste, haben wir sogar den Osterhasen getroffen, und wer kann das schon von sich behaupten?

Cap d'Ail/ 05. 04. 10
Am letzten Tag wurde es dann doch nochmal richtig sonnig und es reichte sogar schon zum ersten Sonnenbrand der Saison, als wir am Cap d’Ail untätig die Frühlingssonne genossen. Auch das Partyleben lernte ich wenigstens am Rande kennen, auch wenn an Ostern viele Leute die Hanna im Auslandssemester kennengelernt hatte nicht da waren, gab es doch Abende an denen wir nicht nüchtern blieben. Da selbst bisher ohne Auslandssemestererfahrung war es jedenfalls ein interressanter Einblick und Nizza ist wohl wahrlich eine traumhafte Stadt, sowohl zum studieren als auch zum leben und ich hoffe mal, dass ich irgendwann dorthin zurückkehren werde um ähnlich schöne Zeiten dort zu verleben wie die letzten Male.


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