Sydney 2007 - work & travel Australia

Donnerstag, 30. Juni 2011

Fernweh...!

Ich kann alle meine Gefühle mit einem Wort, drei Punkten und einem Ausrufezeichen ausdrücken!
 

Freitag, 24. Juni 2011

Zu allem bereit...


Libyen befreien? Absolut!
In Saudi-Arabien Frauen das Auto fahren beibringen? Mach ich!
In einer Versammlung der Tea-Party Bewegung aufspringen, „Allahu akba“ rufen und kommunistische Flugblätter verteilen? Yes man!
An der Greenpeace Zentrale hochklettern und ein Plakat „Atomkraft? Ja bitte!“ aufhängen? Ei sichi!
Im Vatikan ne Gay Pride Parade veranstalten? Aber derbst!
In Jerusalem einen buddhistischen Tempel bauen? Absolut!
Auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking ein „Free Tibet“ Plakat ausbreiten? Mais oui!
Sarah Palin nochmal in die Grundschule schicken? Nötig wär’s!
Turbanverbot für Ayatollah Khomeini? Befürwortet!
Zu Erdogan ein einziges Wort sagen? Neunzehnhundertsiebzehn!
Mit unseren Biospritfanatikern mal ne Tour in die endlosen Monokulturplantagen nach Südamerika machen wo mal artenreicher Urwald war? Auf geht’s!
Am tiefsten Punkt der Erde am Toten Meer ein Gipfelfoto mit Steigeisen, Daunenjacke und Sauerstoffflasche machen? Klar!
Im amerikanischen Bible-Belt mal ein bisschen aus’m Koran vorlesen? Inschallah!
Mit Putin über Menschenrechte reden? Sinnvoll verschwendete Zeit!
Die Tepco-Führungselite mal als einfache Arbeiter in die Hölle von Fukushima schicken? Lerneffekt!
Farbbeutel mit Pelzmänteln bewerfen? Umgekehrt!
Den Taliban eine Frauenbeauftragte zur Seite stellen? Zynisch!
Drogenspürhunde in niederländischen Coffee-Shops? Tief einatmen!

Create tolerance and get peace for free!

Montag, 20. Juni 2011

Everest, K2, Annapurna...Großer Trögler!


Franz-Senn Hütte
„Der Stubaier Höhenweg ist einer der schönsten Höhenwanderwege Österreichs. Mit 120 km Länge und über 8000 Höhenmetern stellt er aber auch entsprechende Anforderungen an die Bergsteiger.“ So steht es in der offiziellen Beschreibung zu diesem Höhenweg, für den bei voller Länge acht Tage angesetzt sind. Natürlich kann man auch nur Teilstücke des Weges machen, das war auch unser Plan im September 2010. Mit meinem Bruder, meinem Vater und einem Freund von meinem Vater, ging es für sechs Tage in die Stubaier Hochalpen zum wandern. Am 19. September 2010 fuhren wir zunächst bis nach Neustift in Österreich, von dort aus ging es mit einem Taxi bis zur Oberiss Hütte auf 1742 m, dem Ausgangspunkt für unsere Tour. Der erste Tag bestach nicht gerade mit dem besten Wetter, war es im Tal zunächst noch sonnig so zog es auf dem Weg zum Startplatz immer weiter zu, immerhin fing as aber nicht an zu regnen. Kurz vor 16 Uhr erst begannen wir den Aufstieg zur ersten Hütte, der nach den ersten recht flachen Metern immer steiler und schmaler wurde. Ab und zu ließ sich auch kurz die Sonne blicken, nur um sich dann gleich wieder hinter dichten Wolken zu verstecken. Nach einer knappen Stunde passierten wir die Baumgrenze und kurz darauf konnte man die Franz-Senn-Hütte schon in der Ferne sehen. Die erste Etappe, die wegen des späten Startzeitpunkts und der Akklimatisation wegen sehr kurz ausfiel, dauerte nur gute 1 ½ Stunden und gegen 17:30 Uhr hatten wir die Hütte auf 2147 m erreicht. Wir bezogen unser Quartier im Lager, genoßen unsere erste Hüttenmahlzeit und hofften für den nächsten Tag auf besseres Wetter.

Anstieg zum Schrimmennieder
Und tatsächlich, schon der erste Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen verhieß nur Gutes, der Himmel war strahlend blau, keine Wolke war zu sehen, der graue wolkenverhangene Himmel des Vortages schien meilenweit entfernt zu sein. Nach dem Frühstück fanden wir uns alle bepackt mit unseren Habseligkeiten vor der Hütte ein, für die erste „richtige“ Etappe. Die Frische der Luft in den Bergen ist einfach herrlich, man sollte sie in Flaschen abfüllen und in versmogten Großstädten verkaufen. Der Reif einer kalten Nacht lag noch auf den Wiesen, die Luft war klar und die Sicht hervorragend. Von der Hütte aus ging es zunächst etwa auf gleicher Höhe weiter, bovor nach kurzer Zeit der Anstieg zum Schrimmennieder anstand, ein Berg der ob seines seltsamen Namens eigentlich einen Extrapreis für Kreativität verdient hätte, Fantasie haben sie jedenfalls die Ösis. Die niedrigen Sträucher am Wegesrand verfärbten sich bereits rot, Erika-Sträucher blühten lila, während das Gras hier oben langsam sein grün verlor und in braun überging, wir hatten die beste Jahreszeit erwischt was die Farbpracht anging, Indian Summer in den Alpen. Der Weg wurde mit jedem Höhenmeter steiniger und die Vegetation nahm ab, bevor sie ganz verschwand, das letzte Stück zum Sattel bestand nur noch aus Geröll und ein paar Schneeresten, immer wieder ging es über glasklaren aber eiskalte Gebirgsbäche. Nachdem wir gegen 8:30 Uhr an der Franz-Senn Hütte aufgebrochen waren erreichten wir um kurz vor 13 Uhr, pünktlich zum Mittagessen quasi, den Schrimmennieder auf 2714 m. Nach einer kurzen Rast und Stärkung verließen wir für kurze Zeit die vorgesehene Route um noch das Basslerjoch zu erklimmen, von dem 2830 m hohen Gipfel hatte man eine herrliche Sicht auf die umgebende Bergwelt und die gut 100 Höhenmeter vom Sattel aus waren es wirklich wert erklommen zu werden, mit jedem Meter wurde die Aussicht besser. Nach diesem Rundumblick ging es eigentlich nur noch bergab, der Weg machte einige Kurven am Berg entlang und wir erreichten die Neue Regensburger Hütte auf 2286 m bereits um kurz nach 16 Uhr. Dort genossen wir erstmal ein kühles Getränk in der Nachmittagssonne vor der Hütte und studierten die Karte für den nächsten Tag, denn die längste und schwierigste Etappe der gesamten Tour stand bevor. 

Blick vom Basslerjoch (2830m)
In den Bergen zählen die Regeln des Alltags nicht viel. Es kommt nicht darauf an, was man normalerweise tut, ob man einen Hochschulabschluss hat oder Taxi fährt, am Berg ist das vollkommen egal und so herrscht dort eine gewisse Gleichheit. Es ist ein entspannendes Gefühl, wenn man an einem klaren Morgen in der ersten Sonne vor der Hütte steht, tief die kühle Luft einsaugt und der Atem kondensiert und man sich in den ersten warmen Strahlen der Sonne wärmt, auf dem Rücken der Rucksack, der Lebensmittelpunkt dieses kleinen Universums ist, vor einem nur die Etappe des Tages, schmale Pfade, hohe schneebedeckte Gipfel, klare Gebirgsbäche, herbstlich bunt gefärbte Pflanzen, ab und zu ein schon etwas verschlafen wirkendes Murmeltier das vor einem über den Weg huscht, und so pathetisch es klingen mag, es gibt nur dich und den Berg, alles andere zählt nicht und hat jede Bedeutung verloren. Die Sorgen und Probleme des Alltags sind weit weg, es ist fast so als seien sie im Tal geblieben, man hat sie mit all dem überflüssigen Komfort in der Zivilisation zurückgelassen, hier oben zählen andere Dinge. Die Ruhe der Berge ist faszinierend, ihre Schönheit und Eleganz, ihre beeindruckende Größe in der sich der Mensch auf einmal ganz klein vorkommt, die Macht der Natur die sie immer wieder beweist, egal ob es bei starkem Schneefall, Wind oder an sonnigen und warmen Tagen mit hervorragender Fernsicht ist, wenn sich Mutter Natur von ihrer großzügigen Seite zeigt und uns nicht versucht mit lausigem oder kaltem Wetter hinwegzufegen. Der Kopf wird frei, es geht um nichts weiter als immer zu laufen, immer weiter laufen, die Ziele wirken klarer denn je und beschränken sich auf das wichtigste. Am Abend eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf, darum geht es und bis dahin saugt man trotz aller Anstrengungen die Schönheit und Vielfalt der Berge in sich auf und genießt einfach seine Zeit in den Bergen. 
Das Hochmoos
Tobi im Anstieg
Auch am nächsten Morgen erwartete uns wieder strahlender Sonnenschein und bereits vor 7 Uhr in der Früh waren die ersten Gipfel in rötliches Licht getauft. Eine gute Stunde später hatten wir alles zusammengepackt und waren bereit für die längste und schwerste Etappe. Von der Hütte aus ging es zunächst in einem idyllischen Hochtal leicht bergauf, dem Hochmoos, durch das sich ein klarer Bach schlängelte den es immer wieder zu überqueren galt. Gegen 10 Uhr machten wir die erste Rast an einem Gebirgssee, von dem aus man schon den steilen Anstieg, der uns danach erwartete, sehen konnte. Anschließend verlief der Weg, wenn man es denn so bezweichnen will, nur noch über große Geröllhalden und über riesige Felsplatten. Mit dem schweren Gepäck auf dem Rücken musste man wirklich aufpassen, wo man hintrat, denn in eine der vielen Spalten zu treten wäre nur sehr bedingt empfehlenswert gewesen, es sei denn man träumte schon immer von einem Hubschrauberflug mit der Bergwacht. Zum Ende hin wurde der Anstieg immer steiler, da es sich außerdem um die Nordseite des Berges handelte die fast immer im Schatten lag, machte der Schnee das vorankommen zusätzlich schwierig. Als Steighilfe gab es Stahlleitern und Eisenseile die es im steilen Gelände tatsächlich einfacher machten voranzukommen. Gegen 11:30 Uhr hatten wir endlich den Gramagrubennieder auf 2880 m Höhe erreicht, wieder eine Scharte mit einem äußerst ausgefallenem Namen. Das Video ist sicherlich nicht das spektakulärste, vermittelt aber einen Eindruck von der Steilheit des Geländes kurz unterhalb des Gramagrubennieders...

Tobi bei einer Pause am Nachmittag
Nach der Mittagspause mit gutem aber etwas windigem Ausblick, ging der Weg zunächst einige Höhenmeter bergab und schlängelte sich dann konstant immer etwas niedriger werdend, an einem Bergrücken entlang. Wir liefen auf der sonnigen Seite und hatten immer einen guten Blick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge, die zwar unendlich weit entfernt schienen, wo wir aber in zwei Tagen sein wollten. So ging es an dieser Flanke entlang, und in der Ferne konnte man schon die Hütte erkennen. Sie sah gar nicht so weit aus, Luftlinie war sie das wohl auch nicht, aber die Topographie stellte uns nochmal vor eine finale Herausforderung. In den Bergen frage ich mich nie, was eigentlich mein Ziel ist, denn ich weiß es, es ist ganz klar erkennbar, der nächste Gipfel, die nächste Hütte. Erfolge sind unmittelbar sichtbar, wenn man sich eine steilen Anstieg heraufgekämpft hat und oben die Aussicht genießt, in der Sonne auf dem Gipfel sitzt und die Welt einfach für wunderschön hält, weiß man was man geschafft hat, im Leben da unten in den hektischen Städten schweift der Blick oft ab, man konzentriert sich auf Nebensächlichkeiten und verliert das Wesentliche aus den Augen, in den Bergen ist dagegen alles klarer und einfacher.

Indian Summer in den Alpen
Nach einer langen und recht entspannten Strecke am Hang entlang, mit angenehmem Gefälle, einer Mischung aus Latschenkiefern, duftenden Erikas und rot gefärbten Büschen hatten wir gegen 16:30 Uhr die Talsohle erreicht, von dort aus würde es an einer schattigen Nordseite auf den letzen Gipfel des Tages hinaufführen, der noch zwischen uns und der Hütte lag. Nach einem solchen Tag und dem davor entspannten dahinwandern nochmal einen steilen Anstieg anzugehen kratzt ein wenig an der Motivation. Das wurde, zumindest meiner Meinung nach, somit auch der härteste Anstieg der gesamten Tour. Gegen 17:30 Uhr waren wir endlich oben und sahen tief unter uns die Hütte, die bereits, umgeben von hohen Bergen, im Schatten lag. Nach einem kurzen Rundumblick trieb uns schließlich der Hunger auch nach unten, wir passierten mit den letzten Sonnenstrahlen den Sattel und tauchten ein in den schattigen Abstieg während die Sonne hinter den Bergen verschwand. Kurz nach 18 Uhr hatten wir dann endlich die Dresdner Hütte auf 2302 m erreicht und uns unser Abendessen redlich verdient. Der Weg hatte sich aber gelohnt, zur Dresdner Hütte führt auch eine Seilbahn, die zu den Stubaier Gletscherskigebieten weiter nach oben führt, die Versorgung dort oben ist folglich ausgezeichnet, es gibt soagr warmes Wasser zum duschen, ein Komfort den längst nicht alle Alpenvereinshütten bieten können. Das einzige Manko an der Sache ist, dass man die Hütte auch vollkommen ohne eigene Muskelkraft erreichen kann, wodurch sich die Kleintel schon deutlich von der anderer Hütten unterscheidet, die man nur durch wandern erreichen kann. Dafür gab es ordentliche Betten, bestes Essen und wie erwähnt warmes Wasser, was will man also mehr?

"Und täglich grüßt das Murmeltier!"
Auch am nächsten Tag, dem 22. September 2010, blieb uns das gute Wetter treu. Von der Dresdner Hütte aus ging es direkt nach oben, ein Anstieg der weg führte von der Seilbahn und den Spuren des menschlichen Eingreifens in die Natur. Der Weg führte uns auf das Dach der Tour, den Großen Trögler auf 2902 m Höhe, ebenfalls ein Gipfel mit einem hitverdächtigem Namen. Zudem hatte man vom Großen Trögler aus ein bestechendes Gletscherpanorama auf den gegenüberliegenden Sulzenauferner, ein Gletscher über den im Sommer mehrere Routen auf die umliegenden Dreitausender führen. Selbst von der Ferne ist der Gletscher noch beeindruckend und vom Gipfel aus hatte man einen Dreihundertsechzig-Grad Rundumblick auf Täler und Berge der Zentralalpen. Wie an den anderen Tagen auch begegneten wir unterwegs immer wieder anderen Wanderern, aber es war kein Vergleich zum Sommer wenn die Alpen bei gutem Wetter regelmäßig von Menschen geradezu überrannt werden. Nach einer ausgiebigen Gipfelpause ging es gegen 13:30 Uhr an den Abstieg, der uns über den kleinen Trögler (2885m) führte. Da wir gut in der Zeit lagen und die Etappe vergleichsweise kurz war, rasteten wir weiter unten am Hang nochmal, an einem kleinen See an dem mehrere Frösche ein letztes Mal die Herbstsonne genossen bevor ihr Habitat auf über 2000 m wieder für einige Monate zufrieren würde. Im Gras in der warmen Herbstsonne liegend mit herrlichem Blick auf die Bergwelt, ich könnte mir kaum etwas schöneres vorstellen und nach der anstrengenden Etappe vom Vortag war diese angenehm erholsam. Schließlich erreichten wir kurz nach 17 Uhr die Sulzenau Hütte auf 2191 m.

Auf dem Weg zum Niederl
Am nächsten Morgen war es zunächst empfindlich kalt, doch das Wetter ließ uns nicht im Stich, die Sonne war da und es wurde mit jedem Meter wärmer, Föhn kündigte sich an. Von der Sulzenau Hütte ging es zunächst wieder bergauf, zunächst zum einmalig klaren Grünausee auf 2330 m. Kurz daruf sahen wir mal wieder ein Murmeltier, das wir offenbar beim Sonnenbad gestört hatten und das sich vollkommen ohne Eile langsam in Richtung seiner Wohnhöhle bewegte. Nach dem See ging es steiler bergan und hinauf zum Niederl auf 2680 m, mein Bruder, der mal wieder physisch unterfordert war, wählte die anstrengedere Variante über den nahe gelegenen Gipfel, der beim Abstieg zur nächsten Hütte wieder auf den Weg führt, den man auch über das Niederl nimmt. Vorbei ging es an glasklaren Gewässern und mit einem super Blick auf die gegenüberliegenden Gletscher, die letzten Meter des Anstiegs waren ausgesetzt und es gab Seile an denen man sich festhalten konnte. Dort begegnete uns ein sichtlich verängstigter Rheinländer, der die ganze Zeit schreiend mit seiner Frau kommunizierte die weiter oben im Anstieg war und unbedingt das Niederl erreichen wollte. Ihr Gatte, der unter Höhenangst litt, kreidebleich am Anfang des Drahtseils saß und sich keinen Meter weiter traute, war von der Idee seiner Frau sichtlich wenig begeistert, der steile Abbruch der sich auftat und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzte schreckte ihn ab. Seine Frau, die unbeirrt vorausstapfte schien das wenig zu kümmern, kein Klagelaut ihres Mannes konnte sie zur Umkehr bewegen, sie rief nur er solle unten warten und sie wolle jetzt die Aussicht auf die andere Seite sehen, die man nur oben hatte. Dem armen Mann war die ganze Situation sichtlich unangenehm, Streitigkeiten erlebt man in den Bergen öfter als gedacht, aber meistens sind es die Männer die ohne Rücksicht auf Verluste weiter rennen, wenn die eigene Frau schon auf dem Zahnfleisch geht, umgekehrt erlebt man es eher selten. So etwas wie Teambuilding findet also nicht umsonst in den Bergen statt, es geht um ein Gemeinschaftsgefühl, und bei uns war es auch nicht anders, Tobi wartete stets auf mich, und wir sodann auf unsere beiden älteren Herren. Vom Niederl aus, auf einer Höhe von 2680 m, konnte man dann schon auf die andere Seite sehen und hinunter zur Nürnberger Hütte. Die Frau die ihren Mann weiter unten zurückgelassen hatte kam mir gerade entgegen als ich das Niederl erreichte und meinte dafür habe sich die Anstrengung schon gelohnt, aber sie müsse jetzt ihren Gatten wieder vom Berg schaffen, sprach's und verschwand im Abstieg. Nach einer langen Mittagsrast dort oben stiegen wir ab zur Hütte, trafen auf dem Weg dorthin Tobi wieder, und erreichten schon früh am Nachmittag die Nürnberger Hütte auf 2280 m. Anschließend genoßen wir frisch gebackenen Kuchen, ein Luxus der in den Bergen auch eher selten ist, und saßen in der Sonne vor der Hütte. Danach erkundeten wir noch den Weg zum Gletscher der sich ein ganzes Stück oberhalb der Hütte befindet. Am letzten Hüttenabend bestellten wir  in einer Art Lokalpartiotismus Bratwurst (als von Franken Abstammende ist das quasi Pflicht), schließlich wäre es ohnehin fahrlässig wenn man auf der Nürnberger Hütte keine Nürnberger Bratwürstchen isst.

Blick auf die Nürnberger Hütte
Am nächsten Morgen, dem 24. September 2010, stand nach fünf Tagen in den Bergen und fünf verschiedenen Hütten der endgültige Abstieg in’s Tal an, und als hätten wir es genau so geplant kündigte der Blick aus dem Fenster bereits den bevorstehenden Wetterwechsel an, es war verhangen und der Wind rüttelte an der Hütte. Nach dem Frühstück schulterten wir ein letztes Mal die Rucksäcke bevor uns gut 1000 m Abstieg erwarteten. Der Wind war oben noch sehr heftig doch mit jedem Meter bergab ließ er nach und war spätestens unterhalb der Baumgrenze kein Thema mehr. Zudem wurde es auch sonniger, warm war es aufgrund des Föhns ohnehin, und so konnten wir angelangt im Tal das sonnige und warme Wetter genießen, während mein Vater mit allen Überredungskünsten versuchte andere Wanderer dazu zu bringen ihn in den Ort zu chauffieren wo unser Auto stand. Nach erstaunlich kurzer Zeit fanden sich tatsächlich zwei etwas bekiffte Franzosen bereit ihn mitzunehmen, und nach eigener Aussage war er heilfoh diese Autofahrt überlebt zu haben. Alles in allem ist der Stubaier Höhenweg eine mehr als lohnenswerte Tour, etwas Kondition vorausgesetzt kann man die einmalige und vielfältige Bergwelt der Stuabaier Hochalpen so richtig genießen.

Sonntag, 19. Juni 2011

Lago di Como – ein bisschen Bourgeoisie für Jedermann


Como
Im Schatten der Rhätischen Alpen liegt der Comer See, mit seiner markanten y-Form. Jeder der sich mal mit den Schönen, den Reichen und den ganz schön Reichen auf Augenhöhe sehen will, dem sei ein Besuch Como’s oder anderer Ortschaften rund um den See empfohlen. Doch trotz relativ hoher Preise und einiger Snobs, die sofort als solche zu erkennen sind, hat der See dennoch seine idyllischen Seiten nicht verloren und man kann auch als budget-Tourist seine Zeit dort genießen. Wem Bellagio zu teuer ist, der Ort nach dem das berühmte Bellagio Casino in Las Vegas benannt wurde, dem sei Como an’s Herz gelegt, die größte Ortschaft am Seeufer. Ich kam an einem Samstag nach Como, und hatte, da ich mal wieder vergessen hatte frühzeitig zu planen, erstmal das Vergnügen nach einer bezahlbaren Unterkunft zu suchen. An einem Wochenende Mitte März ist das gar nicht so leicht wenn man nicht einfach irgendeine Unterkunft nehmen kann weil man die goldene Kreditkarte gerade nicht zur Hand hat. Nach einigem Suchen gelang es mir aber etwas zu finden, wo mich der Preis nicht Herzinfarkten und Schweißausbrüchen näher brachte. 
Es wird Frühling..

Oberhalb des Sees
Como ist ein wirklich elegantes und schickes Städtchen und da es sich um ein Wochenende handelte war auch einiges unterwegs. Was auch immer das Herz begehrt, in Como kann man es kaufen sofern man das nötige Kleingeld dazu hat, alle teuren und berühmten Marken sind vertreten. Immer wieder kamen mir Leute entgegen, denen man ihr Geld ansah, oder förmlich anroch. Ältere Damen in schweren Pelzmänteln die rochen als hätten sie in Parfüm gebadet, Menschen mit diesen winzigen Hunden die kaum größer sind als Ratten und bei denen man immer aufpassen muss, dass man sie nicht übersieht und aus Versehen platt tritt, und an der Uferpromenade Autos die sicherlich nicht das Prädikat ‚Mittelklassewagen’ verdienen. Das soll aber nicht negativer klingen als es ist, man muss eben nur damit rechnen, dass einen derlei Menschen ab und an über den Weg laufen, wer dabei „Möchtegern“ und wer wirklich sehr wohlhabend ist lässt sich anhand von Äußerlichkeiten wohl ohnehin nicht immer sicher bestimmen. Die Altstadt mit ihren bunten Fassaden, malerischen Gassen und schönen Plätzen ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wer genug gelaufen ist kann sich zum Seeufer zu einer Bootsfahrt begeben und die umliegenden Hügel vom Wasser aus bestaunen oder sich in eines der zahlreichen Cafes und Restaurants setzen.

Die Seilbahn nach Brunate
Nach einer Nacht in Como wollte ich an einem Sonntag, dem 20. März 2011, die Umgebung oberhalb des Sees erkunden. Dafür bietet sich die Standseilbahn an, die Como am Seeufer mit dem 720 m hoch gelegenen Brunate verbindet. Der Vorteil des Ganzen ist natürlich, dass man sich den mühsamen Aufstieg spart und nach ein paar Minuten Fahrt eine herrliche Aussicht auf den See und Como hat. Mit dieser Standseilbahn, die 1894 erbaut wurde, dauert es nur sieben Minuten um von Seehöhe in das beschauliche Dorf Brunate zu gelangen. Dort oben ist alles viel entschleunigter als unten, auch Touristen sind wesentlich seltener zu sehen. Von Brunate aus führt ein Weg weiter den Berg hinauf zu einem Aussichtspunkt auf kanpp 1000 m. Ich hatte zum Glück einen sonnigen Tag erwischt, die ersten Blumen blühten am Wegesrand und trotz einiger Wolken war der Blick auf den See fantastisch. Auch dort oben scheint der Lebensstandard nicht der niedrigste zu sein, es gibt eine Menge Villen mit Blick auf den See. Nachdem ich ausgiebig die Aussicht genoßen hatte machte ich mich wieder auf den Weg hinunter zum See, diesmal zu Fuß. Unterhalb von Brunate schlängelt sich ein schmaler Pfad durch ein Waldstück hinunter nach Como und kreuzt dabei immer wieder die Trasse der Seilbahn. Warum nicht mehr Leute diesen Weg nutzen, vor allem bergab, ist mir ein Rätsel. Das Gefälle ist angenehm, die Sicht grandios und das Wetter spielte auch mit, gegen Nachmittag wurde es mit jeder Minute sonniger und wärmer. Die einzige Person die mir begegnete war eine äußerst korpulente Frau, die dort anscheinend lebte und sich schwer keuchend den Berg hochschleppte. Ich fürchtete schon, dass sie jeden Meter kollabiert und ich dann die zweifelhafte Ehre habe sie zu reanimieren, aber sie schien den Weg und seine Herausforderungen zu kennen und arbeite sich zielstrebig in Zeitlupentempo den Berg hinauf, mich nur eines kurzen missbilligenden Blickes würdigend schlurfte sie vorbei, ich hatte es ja auch einfacher, ich lief bergab.  
Como

Der Weg hinunter zum See
Weiter unten, dennoch mit gutem Blick auf Como, den See und die Seilbahn setzte ich mich in die warme Frühlingssonne und genoß den Ausblick und das herrliche Wetter. Nach zwei Wochen quer durch Italien war es ein gelungener Abschluss der Reise, am nächsten Tag sollte es wieder Richtung Heimat gehen. Auf dem restlichen Weg nach Como huschten immer wieder Eidechsen über den Weg die endlich wieder die wärmende Sonne nach einem langen Winter ausnutzen konnten. Am Abend hielt ich mich noch lange am Seeufer auf und bestaunte teure Autos und herausgeputzte Leute, die den sonnigen Nachmittag zu einer Promenade am See nutzten oder wie ich als Touristen in Como waren. Auch nach Sonnenuntergang pulsierte noch das Leben in den Gassen und am Ufer, insgesamt ein angenehmer Abschluss einer interessanten und kurzweiligen Italienreise, auch wenn sie mich wohl nicht so inspirierte wie seinerzeit Goethe, aber ich bin ja auch nicht auf dem Weg ein berühmter Schriftsteller zu werden.

Freitag, 17. Juni 2011

THEMENWOCHE BÄR

"Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Bär daher!"

 

Der Bär im Spiegel der öffentlichen Wahrnehmung

Die Themenwoche Bär erschien nötig um den Menschen wieder die Bedeutung des Bären im Alltag eines jedes Einzelnen von uns zu verdeutlichen, monotone Wiederkehr des Subjekts pseudoliterarischer Auseinandersetzung ist damit nicht auszuschließen. Während das öffentlich rechtliche Fernsehen Themenwochen zu so überflüssigen Themen wie Ernährung oder Mobilität des Menschen kreiert, will ich mich auf die symphatischen Vierbeiner konzentrieren. Bären sind aus unserem Leben gar nicht mehr wegzudenken, sie begleiten uns in multipler Form und Gestalt von frühester Kindheit an. Das durchschnittliche europäische Kleinkind macht in etwa im Alter von 1 Jahr das erste mal Bekanntschaft mit Bären. Meistens handelt es sich dabei um Teddybären, von echten Bären wird von fürsorglichen Eltern meistens abgesehen, da die Verletzungsgefahr für den Bären einfach zu groß wäre wenn ein motorisch noch ungeschultes und kognitiv überfordertes Kleinkind zum Beispiel am Ohr des Bären ziehen würde. Doch auch die Plüschbären erfüllen in der Regel ihren Zweck als treuer Kompagnon der ersten Lebensjahre. Ein weiterer nicht zu leugnender Vorteil ist, dass diese Tiere stubenrein sind, nicht schreien und nicht gefüttert werden müssen, etwas was von den meisten Kleinkindern nicht gerade behauptet werden kann. In dieser Hinsicht ist der Plüschbär dem Kleinkind also überlegen, weshalb es nicht verwundert, dass immer weniger Deutsche Kinder haben, die Nachfrage nach Plüschbären aber konstant hoch ist. Zugegeben, Kinder haben dafür andere Vorteile wofür es sich sicher lohnt ein paar Nachteile in Kauf zu nehmen, so sind die intelektuellen Fähigkeiten von Plüschbären doch recht überschaubar. Könnte man die Vorteile von Plüschbären und Kindern kombinieren ließe sich bestimmt auch die katastrophale demographische Entwicklung in diesem Lande umkehren.

Doch nicht nur Plüschbären prägen unsere ersten Lebensjahre nachhaltig. Gummibären sind beliebtes Grundnahrungsmittel vieler Kinder, auch wenn die gesundheitlich ähnlich bedenklich sind wie Sprossen, den Nachwuchs scheint das im Konsum kaum einzuschränken. Außerdem spielen die in Massentierhaltung gezüchteten fruchtigen Kleinstbären für die Sozialisierung von Kindern eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nach dem Belohnungsprinzip mit dem man auch Delphine trainiert, lernt das Kind, was es machen darf und was nicht. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass nur Gummibären aus ökologischen Betrieben verfüttert werden die den grundlegenden Tierschutzbestimmungen nicht zuwiderlaufen und der Gummibär nicht zum Hauptunterstützer der Erziehung wird, darunter leiden dann Bär und Mensch gleichermaßen. Auch in Zoos sind Bären gerne gesehene Gäste, selbst wenn viele der Tiere dort nur mehr oder minder faul herumliegen, üben sie dennoch eine irgendwie aphatische Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann. Und wie der Hype um Knut gezeigt hat, vermag der ein oder andere Bär sogar ein echter Star in den Medien zu werden.

Der Bär taucht also in den Medien häufig auf, und so sind wir auch nach der Kindheit oft mit bärigen Themen konfrontiert. Nur selten machen Bären dabei negative Schlagzeilen, wie etwa Bruno, der dies prompt mit seinem Leben bezahlte. Dem Bär wird in dieser Gesellschaft immer noch zu wenig Respekt und Toleranz entegegengebracht, ja, er wird geradezu diskrimminiert. Statt sich auf eben erwähnte positive Eigenschaften der Bären zu konzentrieren versuchen gewissenlose Politiker uns in gewagten Wortneuschöpfungen ein negatives Bild des Bären an sich zu vermitteln. Da wird aus einem Braunbär wie Bruno, der ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten ist und Schafe mit Kräutern verwechselte, auf einmal ein „Problembär“. Würde sich Edmund etwa freuen wenn man ihn „Problemmensch“ nennen würde, nur weil er nicht gescheit reden kann? Die Lobby der Bärenfreunde ist einfach zu schwach um gegen die Edmund Stoibers dieser Erde anzugehen. Und so werden aus nordamerikanischen Schwarzbären vollkommen aus der Mode gekommene Bärenfellmützen für britische Gardisten gemacht. Wer trägt denn heute noch Bärenfellmützen? Warum können britische Gardisten nicht einfach auf selbstgehäkelte Mützen umsteigen? Das würde auch die Eigeninitiative und Kreativität der Soldaten unter Beweis stellen, so diese denn vorhanden ist, was ich zu bezweifeln wage.

Von den wenigen negativen Beispielen mal abgesehen integrieren sich Bären nämlich hervorragend in die Gesellschaft und fallen kaum auf, sie sind sehr scheue Gesellen. Es ist zum Beispiel noch nie ein Fall bekannt geworden in dem ein Bär wegen Steuerhinterziehung, Trunkenheit am Steuer oder ähnlichen Delikten angeklagt wurde, und diese Tatsache spricht doch für sich. Die einzigen kleineren Probleme die regelmäßig auftreten sind Eigentumsdelikte, entwendete Picknickkörbe von arglosen Wanderern oder umgeworfene und beschädigte Mülltonnen in wildnisnahen Kleinstädten. Doch der Bär teilt seinen Lebensraum mit uns, wir zerstören seine Wälder, warum sollte er dann nicht das Recht haben sich ab und zu einen Picknickkorb zu stibitzen (Mundraub ist ja ohnehin kein Straftatbestand) oder sich an dem zu laben, was wir Menschen nicht mehr essen wollen wenn es in unseren Mülltonnen landet? Auch Straftaten die mit dem Betäubungsmittelgesetz zu tun haben werden immer wieder mit Bären in Verbindung gebracht. So werden jeden Sommer die Wälder in British Columbia in Kanada von Spezialeinheiten durchforstet, da in vielen versteckten Tälern illegale Plantagen mit Cannabis-Pflanzen stehen. Unlängst wurde ein Fall bekannt, in dem auch Schwarzbären in die illegalen Machenschaften verstrickt waren, sie bewachten regelrecht die Felder und konsumierten wohl auch die Drogen. "Die Tiere waren sehr zahm, saßen nur herum und beobachteten uns... dann kletterte ein Schwarzbär auf unseren Polizeiwagen, saß eine Weile auf dem Dach und sprang wieder herunter", sagte Sergeant Fred Mansveld in einem Artikel der Welt vom 20. August 2010. Insgesamt 14 bekiffte Schwarzbären traf die Polizei auf der Plantage an, ob sie verhaftet wurden ist dem Artikel nicht zu entnehmen.

Noch dramatischer als für die meisten anderen Bären ist die Situation für den Eisbär. Wenn der Klimawandel weiter so rasch voranschreitet werden wir bald unseren Badeurlaub nicht mehr auf den Balearen verbingen, sondern an der Küste Grönlands. Wo bleibt dann der ungestörte Lebensraum für die Eisbären? Schon gibt es zahlreiche internationale Initiativen zur Rettung des Eisbären, schließlich handelt es sich um das größte Landraubtier der Erde. Diese ernähren sich, wie der Name schon andeutet, hauptsächlich von Eis. Wenn dieses irgendwann weggeschmolzen ist fehlt ihm also die Nahrung. Auch der Vorschlag der italienischen Speiseeisfabrikanten einige Dutzend Eisbären in Italien zu beheimaten und dort großzügig mit ihrem Hauptnahrungsmittel Eis zu versorgen klingt zwar nett, ist aber nicht mehr als ein Tropfen auf den im wahrsten Sinne des Wortes heißen Stein. Schon John F. Kennedy sagte: „Frage nicht was dein Bär für dich tun kann, frage, was du für deinen Bären tun kannst.“ Im Credo dieses weisen Satzes möchte ich zu einem respektvolleren und überlegteren Umgang der Menschen dem Bären gegenüber aufrufen!

Donnerstag, 16. Juni 2011

Die Geschichte vom kleinen Lernbär

Dies ist die Geschichte des kleinen Lernbären. Der kleine Lernbär lebt in den unendlichen Weiten der Wälder Kanadas, dort wo es keinen Horizont gibt, nur Bäume. Wenn er den Horizont sehen will, dann klettert der kleine Lernbär auf einen hohen Berg und staunt über die Weite des Landes das anscheinend kein Ende nimmt. Trotz seines hohen Bildungsniveaus weiß der kleine Lernbär aber nicht, dass er geographisch und politisch ein Teil Kandas ist. Es ist für ihn aber auch vollkommen belanglos, der kleine Lernbär beschäftigt sich dafür mit anderen Dingen. Er lernt nämlich gerne.
 
Es gab eine Zeit in seinem Leben, da tat er tagein und tagaus fast nichts anderes. Wenn der Fischbär nach Fischen fischte, der Beerenbär nach leckeren Beeren suchte, der Gummibär in einem Werbespot mit Thomas Gottschalk mitwirkte, der Pilzbär seine Schnauze dicht am Boden hielt und Pilze suchte (von denen er auch manchmal high wird) und der Picknickbär harmlose Wanderer erschreckte und ihnen ihr Picknick klaute, saß der kleine Lernbär einsam in seiner Höhle und lernte und lernte und lernte. Nur ab und zu, wenn sein großer Bruder, der kleine Erklärbär, vorbeikam, hielt er kurz inne, ließ sich vom kleinen Erklärbär etwas erklären und lernte dann unverzüglich weiter. Der kleine Lernbär lernte einfach alles, dividieren, subtrahieren, Latein, Griechisch, Algebra am Morgen und Geometrie am Abend, die Berechnung der Zeit-Raum Konstante und die Größe der Welt in Quadratmetern. Der kleine Lernbär war bei den Tieren des Waldes bekannt, sogar die clevere Eule und der schlaue Fuchs fragten ihn manchmal um Rat.
 
Warum machte das der kleine Lernbär? Kletterte er nicht viel lieber mit dem kleinen Erklärbär auf die hohen Berge um die Weite der Welt zu bestaunen und sich vorzustellen, wie es wohl hinter dem Horizont aussieht? Schwamm er nicht viel lieber in den glasklaren Flüssen? Lief er nicht viel lieber stundenlang durch die lichten Wälder? Doch, aber die Welt der Tiere des Waldes war nicht mehr in Ordnung. Die Bacheloritis hatte die Tierwelt befallen. Die Bacheloritis ist wie die Staupe bei Hunden, nur schlimmer. Den Tieren ging es nicht gut, deswegen wollte der kleine Lernbär genug lernen um die Bacheloritis zu heilen. Justin, der Biber, hatte Zahnschmerzen und konnte nur noch ganz weiche Blätter kauen, die unerträgliche Leichtigkeit des Schweins wich einer erträglichen depressiven Schwere, der Elch hustete die ganze Zeit und war astmathisch kurzatmig, der Maulwurf entwickelte eine schlimme Erdallergie und konnte nur noch über Tage leben und kratzte sich ununterbrochen, das Murmeltier litt unter Fellausfall, sogar der große Braunbär hatte Rheuma, das Kaninchen hatte eine schwere Löffelentzündung und war schwerhörig, der schlaue Fuchs wurde zumehmend senil und vergas ständig die Schlüssel für seinen Bau irgendwo, bevor ihm einfiel, dass sein Bau gar keine Tür hatte und er somit auch keine Schlüssel besaß, die Waldvögel konnten nur noch krächzen, nicht mehr singen, der Frosch schwamm immer lallend im Kreis und quackte wie ein Irrer, der Iltis stank gar nicht mehr wie ein Iltis was ihn sehr traurig machte, die Mäuse versuchten die Eulen anzugreifen (und wurden daraufhin gefressen), die Fledermäuse knallten ständig gegen Bäume weil ihr Radar nicht mehr funktionierte und der kleine Lernbär wollte soviel lernen, dass er die Bacheloritis heilen könnte. Als noch kleinerer Bär war der kleine Lernbär einmal von Forschern gefangen worden. Die hatten ihm lesen, schreiben und die Bedeutung von Dezimalzahlen beigebracht. Der kleine Lernbär wusste instinktiv, dass er die Bacheloritis nur heilen könnte wenn er genug lernte. Und nach Wochen des Lernens war es soweit. Der kleine Lernbär hatte es in unermüdlicher Arbeit geschafft ein Gegenmittel gegen die Bacheloritis zu entwickeln, er nannte das Medikament Prokrastination.

Die Tiere des Waldes waren sehr froh, denn der kleine Lernbär lag allen sehr am Herzen, aber die letzten Wochen war er nur in seiner Höhle und lernte, niemand hatte ihn gesehen. Nun waren die Tiere des Waldes wieder gesund und glücklich. Und auch der kleine Lernbär konnte endlich mal etwas anderes machen als lernen, er plante eine Fernreise um endlich zu erkunden, was hinter dem Horizont auf ihn wartete. Aber das ist eine andere Geschichte. Und die Moral von der Geschicht: Lernen kann man, oder nicht!

Sonntag, 12. Juni 2011

Geburtstag in der Wüste

Unser Jeep
Es war nicht der erste Geburtstag, den ich im Ausland verbrachte, trotzdem war der Geburtstag 2010 in der Wüste des Sinai in Ägypten ein unvergesslicher Tag. Eigentlich laufen Geburtstage ja immer gleich ab: Menschen von denen man Urzeiten nichts mehr gehört hat, und an deren Existenz man schon langsam zu zweifeln begann, rufen auf einmal an, man bekommt eine Menge nutzloser Geschenke, ab und zu auch mal sinnvolle, dass sei der Fairness halber erwähnt, und am Abend betrinkt man sich entweder aus Frust weil man schon so alt ist, aus reiner Konvention oder aus Lust sich zu betrinken. Wer wie ich noch dazu im Dezember Geburtstag hat, ist nicht nur gestraft kurz vor Weihnachten Geburtstag zu haben, sondern kann sich in regelmäßiger Häufigkeit auch über die unschönen Eskapaden des deutschen Dezemberwetters freuen.

Dahab am Roten Meer
Dies alles sollte meine Sorge in Ägypten nicht sein, nachdem ich 2007 in Melbourne in down under feierte, war es 2010 also die Wüste in Ägypten. Am 19. Dezember ging es per Bus von Kairo auf den Sinai in die Wüste. Der Bus fuhr um 13:30 Uhr in Kairo los, wobei Zeitangaben bei den Ägyptern grundsätzlich großzügig ausgelegt werden. Dementsprechend kamen wir erst nach Mitternacht in Dahab am Roten Meer an. Zunächst brauchte der Bus ewig, um aus der riesigen Metropole Kairo herauszukommen. Von strukturierter oder sinnvoller Verkehrsplanung kann in Ägypten kaum die Rede sein, jeder drängelt und quetscht sich in jede Lücke, da hat ein großer und schwerfälliger Bus schlechte Karten schnell vom Fleck zu kommen. Irgendwann ließen wir dann aber auch die Außenbezirke von Kairo hinter uns und vor uns erstreckte sich eine steinige Wüste, nur selten unterbrochen von Siedlungen. Der Bus brauchte aber auch so lange wegen der zahlreichen Checkpoints, ab Suez gab es fünf davon. Der Sinai ist eine entmilitarisierte Zone, da er an Israel grenzt, die Kontrollen bezogen sich aber mehr auf die eigenen Staatsbürger Ägyptens als auf etwaige versteckte Waffen oder Terroristen. Die ägyptischen Behörden schienen schon damals sehr nervös zu sein, obwohl es keinerlei Anzeichen der wenige Wochen darauf folgenden Revolution gab. An jedem Checkpoint stiegen Sicherheitsbeamte in zivil zu, die sich für die Pässe der Touristen kaum interessierten. Dafür sammelten sie alle Ausweise der Ägypter ein, nahmen sie mit raus und kontrollierten sie. Jedenfalls dauerte diese Prozedur jedes Mal ziehmlich lange, und das ganze wiederholte sich immer wieder, warum man nicht mit weniger Checkpoints auskommt ist mir ein Rätsel.

In der Wüste
Kurz nach Mitternacht kamen wir dann endlich in Dahab an. Die meisten der Reisenden waren Ägypter, auf den Rest stürtzen sich nun Agenten der jeweiligen Hotels und Hostels in Dahab. Mangelnden Geschäftssinn kann man den Ägyptern wirklich nicht vorwerfen, aber manchmal grenzt das Engagement Kunden zu gewinnen schon fast an Belästigung, wirklich ungewohnt für Europäer. Zu meinem Glück habe ich gleich behauptet ich hätte schon gebucht, das war eine weise Entscheidung, das Interesse meines geschäftigen Gegenübers schwand von der einen Sekunde auf die andere. Mit einem Shuttlebus, der eigentlich ein offener Pick-Up Jeep war, wurden wir dann für ein Entgelt von fünf ägyptischen Pfund in das Zentrum Dahabs gebracht. Der Fahrer raste geradezu durch die Nacht, und hinten auf der Ladefläche des Pick-Ups wurde es kühl unter dem sternenklaren Himmel der Wüste. Angekommen an dem Hostel von dem ich behauptet hatte dort gebucht zu haben stieg ich ab, und mit mir ein Amerikaner in den Dreisigern, der im Zentrum des Interesses unseres engagierten Hostelagenten stand und dem das anscheinend nicht geheuer war. Nach kurzer Diskussion fuhr der Jeep schließlich an und wir standen in den nächtlichen Straßen Dahabs. Das Hostel, in welches ich wollte, war leider ausgebucht. Dafür lag aber ein paar Meter weiter das nächste, und so stapften wir zu zweit dort hin. Die Nachtwache hielt ein vielleicht 16 jähriger Ägypter, der kaum Englisch sprach. Nach einigen Minuten war aber klar, dass er noch Zimmer frei hatte und auch über den Preis wurden wir uns einig. Das Einzelzimmer das ich bezog bestand aus einem Bett, einem Tisch und einem Stuhl und wirkte mit seinem spartanischen Komfort ein bisschen so wie ich mir eine Gefängniszelle vorstelle. Trotzdem war ich zufrieden mitten in der Nacht etwas gefunden zu haben, und man kann es drehen und wenden wie man will, Ägypten ist einfach sensationell billig verglichen mit anderen Ländern die ich bereiste. Nach einer erholsamen Nacht schaute ich mir am nächsten Morgen Dahab an. Dazu muss man wissen, dass Dahab hauptsächlich aus Strand besteht, viel mehr muss man auch nicht gesehen haben. Es ist ein sehr relaxter Ort, in dem es nur so von Europäern wimmelt. Die gesamte Strandpromenade ist überzogen mit Restaurants, Andenkenläden und Tauchgeschäften. Ich genoß die Sonne und die angenehmen Temperaturen und buchte meine Wüstentour für den nächsten Tag, das war ja schließlich der Grund warum ich eigentlich hergekommen war. Die Vorstellung, dass Deutschland gerade im Schneechaos versank, schien weit entfernt zu sein.

Am nächsten Morgen, dem 21. Dezember und meinem 23. Geburtstag, musste ich dann recht früh aufstehen. Nach einem schnellen Frühstück im Bishbishi, so der poetische Name des Hostels in dem ich wohnte, wurde ich auch schon abgeholt, diesmal von einem überdachten Allradjeep. Unsere kleine Gruppe war sehr international und bestand aus einem frisch verheirateten Paar aus Ägypten, die vor dem Start der gesamten Gruppe erst ihre Hochzeitsfotos in die Hand drückten und bestaunen ließen bevor es losgehen konnte, dazu kamen eine Neuseeländerin, eine Französin und zwei Amerikanerinnen und natürlich unser ägyptischer Guide. Kurz nach acht Uhr befanden wir uns auf dem Weg aus Dahab heraus in die Wüste. Die Sonne schien, es war Anfangs noch etwas kühl wurde aber recht schnell angenehm warm, eigentlich das perfekte Wetter für eine solche Tour, im Sommer muss es jedenfalls enorm heiß sein. Zunächst fuhren wir eine ganze Weile und passierten wieder mehrere Checkpoints. An jedem dieser Punkte reichte unser Guide irgendetwas aus dem Fenster, mal waren es Kekse, mal Tee oder Süßigkeiten, kleine Geschenke erhalten anscheinend tatsächlich die Freundschaft. Zuerst besichtigten wir einige alte Hügelgräber, wie alt sie genau waren und warum sie dort standen konnte uns nicht mal Nour, unser Guide, erklären.

Mutter-Kind Wandern in der Wüste
Danach nahmen wir in einem Bedouinencamp den typischen gesüßten Tee zu uns, bevor wir ein Stück weiterfuhren um endlich auch mal zu laufen. Der Ausgangspunkt war das obere Ende eines trockenen Wadis, es ging zunächst über Metallleitern hinunter, was die etwas korpulentere Amerikanerin bereits an die Grenzen ihrer physischen Leistungsfähigkeit zu bringen schien. Nachdem alle lebend und heil unten angekommen waren liefen wir das ausgetrocknete Wadi hinunter. An manchen Stellen ging es an den seitlichen Felswänden entlang, als uns auf einmal eine französische Gruppe mit zahlreichen Kleinkindern entgegenkam, ich glaubte zuerst an eine Fata Morgana. Diese Gruppe zerstörte jedenfalls die vermeintlich wilde Wüstenromantik in der man sich bis dato wähnte. Bis dahin hatte ich mich gefühlt wie ein echter Abenteurer, selbst mit dem etwas verdrängten Wissen, dass wir mit untrainierten Menschen und einem Guide unterwegs waren, so war es doch ein Canyon der mit Motorkraft nicht erreicht werden kann, sondern nur zu Fuß durchquert werden kann. Und dann? Dann kommt so eine Gruppe suizidal angehauchter Franzosen und zeigt uns wie lächerlich diese Vorstellung ist ein Abenteurer zu sein, wenn das ganze sogar mit einer Horde Kleinkinder möglich ist! Warum sie sich genau für diese Wanderung entschieden hatten wurde nicht erörtert, vielleicht sollte den Kleinen gleich zu Beginn ihres Lebens gezeigt werden, dass so eine menschliche Existenz kein Spaziergang wird, vielleicht ein Bootcamp im Kindergartenalter, in einer Wettbewerbsgesellschaft wie der unsrigen doch durchaus vorstellbar, oder? Nunja, die Landschaft war trotzdem mehr als sehenswert die Sandsteinformationen glänzten in den verschiedensten Occer- und Rottönen und am Ende des Wadis tauchte eine grüne Oase auf. Diese Oase war wie eine Klischeeoase, so wie man sie sich vorstellt wenn man die Wüste nicht kennt. Meistens, so zumindest meine Erfahrung, sind die Orte ganz anders als man sie sich vorgestellt hat, und je genauer die Vorstellung dessen war was man erwartete, umso kontrastreich anders war die Realität. In diesem Fall traf das nicht zu, die Oase entsprach schon fast beängstigend genau dem, was ich mir vorgestellt hatte. Es standen ein paar gelangweilte Dromedare herum und viele Palmen und andere Pflanzen spendeten Schatten und sorgten für etwas grün, ein angenehmer Kontrast zur kargen Wüste.
Begeisterter Autor - aphatisches Dromedar
Die Oase
Mittlerweile war es Mittag und wir wurden unter ein beschattetes Dach aus Palmzweigen geführt, wo alles für das Mittagessen vorbereitet war. Es gab Kartoffeln, Tomaten, Reis, Cous Cous, Fladenbrote und als Dessert Orangen und natürlich den obligatorisch übersüßten Tee. Und obwohl die Speisen eigentlich sehr einfach sind habe ich selten etwas besseres gegessen. Zudem hatte man einen guten Blick auf die Oase. Nach der Mittagspause und der näheren Bekanntschaft mit den leicht aphatischen Dromedaren, aber Aphatie ist wohl Teil iherer Wesensart und Taktik zum Energie sparen, bestiegen wir wieder den Jeep, der auf mysteriöse Weise von einem anderen Guide geholt worden war, und fuhren weiter. Nach einger Zeit verließen wir die asphaltierte Straße und es ging auf dirt roads weiter, und auch wenn diese noch so flach und eben aussehen, man lernt echte Straßen auf jeden Fall zu schätzen, es huppelte wie blöde. Das nächste Ziel war der Colored Canyon, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Sandsteinformationen die Wind und der unregelmäßige Regen in den seltsamsten Formen geschaffen hat glänzen in den verschiedensten Farben.
Im Coloured Canyon
Die Sanddüne
Zum krönenden Abschluss fuhren wir noch zu einer mächtigen und steilen Sanddüne zum sandbboarden. Auch dorthin führte keine Straße und während sich der Jeep ächzend der Düne näherte konnte man schon von Weitem die Dimension dieser Sandansammlung erahnen. Sanboarden ist eine schweißtreibende Angelegenheit, sogar im Wüstenwinter wenn die Temperaturen wie an diesem Tag nur bei angenehmen 25 Grad liegen. Leider, oder auch zum Glück, es kommt ja immer auf die Sichtweise an, gibt es keine Lifte für Sanddünen. So bleibt nur die Möglichkeit mit dem Snowboard die steile Düne nach oben zu klettern, wobei man bei jedem Schritt im weichen sandigen Untergrund das Gefühl hat mehr zurückzurutschen als nach oben zu kommen. Irgendwann hatte ich es schließlich geschafft und war oben, und  genoß einen fantastischen Blick über die Wüste. Anschließend stellte ich mich auf das Snowboard, unser Guide hatte es uns davor bereits demonstriert und machte routiniert eine gute Figur bei der Abfahrt, ich war mir meiner eigenen Grazie auf diesem Brett nicht so sicher. Dazu sei erwähnt, ich fahre Ski, stand aber paradoxer Weise in der Wüste Ägyptens das erste mal auf einem Snowboard. Zum Glück bremst der Sand enorm gut, sonst hätte ich mich bei der Steilheit wohl keine drei Meter auf dem Brett gehalten, aber ich kam heil fast bis nach ganz unten. Zum Glück ist Sand auch relativ weich wenn man fällt und nicht so kalt wie Schnee, nur hat man dann überall Sand, ich habe später noch zurück in Deutschland geschätzt mehrere Zentner ägyptischen Sand in meiner Kleidung gefunden.

Der Blick von der Düne
Am Abend erreichten wir schließlich mit der tiefstehenden Sonne am Horizont wieder Dahab und die Tour in die Wüste war sicherlich eines der Highlights der Reise nach Ägypten. Die Ruhe der Wüste ist absolut faszinierend, man hört keine Vögel, keine Menschen und keine Autos. Man hat das Gefühl, dass jegliche Zivilisation meilenweit entfernt ist, man ist eins mit der Natur und man bekommt ein Gefühl für die unendliche Weite der Landschaft und wie klein und verloren ein einzelner Mensch in ihr wirken kann, ein mystisches Gefühl dass ich sonst nur vom wandern im Gebirge kenne. Die Wüste ist wesentlich vielfältiger als man denkt, es gibt steinige Hügel, Sandebenen, enge Wadis, grüne Oasen und wundervolle Steinformationen, und auch auf die Gefahr hin pathetisch zu klingen, die Landschaft strahlt eine erhabene Schönheit und Ruhe aus.
Nach einem ereignisreichen Tag

Mittwoch, 8. Juni 2011

Und was willst du damit mal machen?


Bankräuber?
„Bankräuber“, das ist mittlerweile meine Standardantwort geworden, wenn irgendein impertinenter Mensch mal wieder die Dreistigkeit besitzt, mich zu meinen Zukunftsplänen zu fragen. Die Antwort ist eigentlich nie verkehrt, da hat jeder sofort ein konkretes Berufsbild vor Augen, auch wenn der Job allgemein nicht gerade das höchste Sozialprestige genießt. Die Frage lädt zudem zu waghalsigen Überleitungen ein, am Ende vergisst der Fragende was er eigentlich wollte und ich bin aus dem Schneider. Was soll ich auch anderes sagen? Ich weiß es ja selber nicht! Als Absolvent eines bachelor-Studienganges in Anglistik und Amerikanistik wird man nicht gerade verfolgt von Arbeitgebern die einen um jeden Preis beschäftigen wollen. Das Spektrum dessen was man machen kann ist überwältigend groß, quasi alles und nichts, vom Bankräuber bis zum Bäckereifachverkäufer ist alles drin. Beides nicht unbedingt meine Traumberufe. In dieser Hinsicht bei den bachelor-Studiengängen von „berufsqualifizierenden Abschlüssen“ zu sprechen halte ich für einen Euphemismus. Und mal sehen ob die bachelor-Note überhaupt gut genug wird um in einem Master-Studiengang zugelassen zu werden, das würde mir noch mindestens zwei weitere Jahre verschaffen in denen ich mich nicht für irgendeine berufliche Option entscheiden müsste, zwei weitere Jahre Suche nach dem was ich mal machen will. Die Semesterferien verbringt man dann reisend in irgendwelchen nahen oder fernen Ländern, entspanntere Zeiten als diese wird es wohl nicht geben!

Ich dachte bisher, dass einem die Ziele im Laufe eines Lebens schon über den Weg laufen werden. Man muss nur zugreifen und zack, schon hat man ein Lebensziel. Diese Theorie hat sich für mich persönlich als reichlich falsch erwiesen. Ich weiß was ich nicht machen will, aber das bringt mich der Antwort was ich machen will noch kein großes Stück näher. Als das Abitur kam dachte ich mir, „kein Stress, du kannst dir danach überlegen was du machen willst!“ Dann war ich mit einem work and travel Programm in Australien, fraglos eine extrem coole Zeit, aber ich habe mir mal wieder um so ziehmlich alles Gedanken gemacht, außer über meine Zukunftspläne. Zurückgekommen habe ich mich hektisch und ohne groß nachzudenken an der Uni eingeschrieben, und studiere mittlerweile keines der Fächer mehr mit denen ich vor drei Jahren anfing. Alles exzellent durchdacht also!

Schlangenfänger?
Ich war nie ein Freund strukturierter Zukunftsplanung. Die Zukunft ist für mich so langweilig wie 99% der Vergangenheit, ich beschäftige mich mit der Zukunft erst wenn sie schon langsam die bedrohliche Gestalt der Gegenwart annimmt. Dann ist es meistens zu spät für gut koordinierte und wohl überlegte Entscheidungen, Bewerbungsfristen sind längst verstrichen, eine Option nach der anderen fällt weg bis nur noch so wenige übrig sind, dass es nicht schwer fällt aus dem ganzen Mist die am wenigsten üble Option zu wählen. Das klingt pessimistisch? Ich finde das klingt realistisch! So verlief mein Lebensweg nicht sehr geradlinig, sollte man irgendwann in ferner Zukunft mal eine Richtung nachzeichnen können in die sich mein Leben bewegte, so handelt es sich um einen Zufall, nicht um geplantes Vorgehen. Das ist es aber was den Mensch vom Tier unterscheidet, etwas vorauszuplanen und dann dementsprechend zu handeln. Da hab ich jedenfalls noch ordentlich Nachholbedarf, auch wenn ich mich dank intelektueller Reflektionsmöglichkeiten schon geistig durchaus der menschlichen Spezies zugehörig fühle. Es ist ja auch nicht so, dass ich mir gar keine Gedanken machen würde, wie diese Zeilen sicherlich beweisen, das Crux an der Sache ist nur, dass ich nie bei irgendwelchen Ergebnissen ankomme, ich bin wie Stuttgart 21, nur, dass es bei mir um mehr geht als einen läppischen Bahnhof. Glücklich sollen sich all jene Menschen schätzen, die genau wissen was sie werden wollen. Diese ganzen Medizinstudenten die schon immer davon träumten Arzt zu werden. Gut, die werden mal schlecht bezahlt und dürfen dafür arbeiten bis zum Exitus, aber wer im Krankenhaus eine Herzstillstand aufgrund von Überarbeitung erleidet, der hat es wenigstens nicht weit bis zum Schockraum. Da wird der „to be“ Arzt dann reanimiert und sodann flugs zu seinen Patienten zurückgebracht und kann weiterarbeiten. Oder die Piloten, schwere Ausbildung aber wenn man es mal geschafft hat ist der Job weitaus ungefährlicher als LKW-Fahrer. Oder Pfarrer, sofern man nicht gerade auf Kinder steht ein krisenfester Job. Es gibt also genug Möglichkeiten, aber keiner der genannten Berufe reizt mich wirklich. Bei einem Test an der IHK lautete das Fazit, dass ich anscheinend prädestiniert bin für den Job als Landwirt, umgangssprachlich auch Bauer genannt. Das zeigt nur den Schwachsinn solcher Tests. Ich und Bauer? Never! Wobei ich dann bei RTL über „Bauer sucht Frau“ meine Zukünftige suchen könnte. Aber wenn man so sieht wer da alles ankommt vergeht einem der Appetit aufs heiraten echt! Es bleibt also spannend, und ich hoffe, dass der Weg nicht von der BA-Arbeit direkt zur BA (Bundesagentur für Arbeit) führt. Aber man soll ja immer nach vorne schauen, in meinem Fall also in eine reichlich perspektivlose Zukunft.

Abenteurer?
Dann gibt es Leute die sagen, ich solle Journalist werden. Schön und gut, ich fühle mich natürlich geehrt, aber Journalist? Wisst ihr wieviele Journalisten am Hungertuch nagen? Sofern man nicht gerade als semilegaler ghostwriter für zukünftige Außenminister copy und paste drückt bis die Finger qualmen und man sich eine Doktorarbeit zusammenkopiert hat oder ein wirklich erfolgreicher Journalist ist, der aus irgendwelchen spannenden Ländern berichtet, kann das ein ziehmlich brotloser Job sein. Zudem werden ständig irgendwo Journalisten getötet, da kann sich der deutsche Journalist noch echt glücklich schätzen, die Zahlen auf der Seite von Journalisten ohne Grenzen sind da etwas abschreckend. Und auch wer hierzulande sicher ist, bei meinem Praktikum beim Wiesbadener Tagblatt habe ich einen Eindruck bekommen was man so macht. Zahnlose Rentner über ihr ehemaliges Berufsleben zu befragen, wenn sie mal wieder einen runden Geburtstag haben. Da sitzt man dann im Wohnzimmer so eines senilen Datterers und versucht das Genuschelte zu verstehen und hofft eigentlich nur, dass man schnell wieder raus ist, weil Rentner dazu neigen sich zu wiederholen oder die belanlosesten Dinge zu erzählen. Vielleicht habe ich auch einfach nur zu hohe Ansprüche...

Ich weiß, dass ich die ganze Welt sehen will, an einem netten Job wäre ich auch nicht uninteressiert, auch wenn ich hier aus Mangel an Ideen einfach nicht präziser werden kann, und wenn ich einen Job haben sollte, alt und grau (oder zumindest ein bisschen von beidem) bin, eine Familie, ein Haus im Grünen, das Idealbild bürgerlicher Spießigkeit also, ich bin ja fast konservativer als die CSU, schockierend! Das ist bestimmt aufgrund meiner bayerischen Wurzeln so, ich wusste schon immer, dass so ein Migrationshintergrund seine Tücken hat. Aber erstens kommt es ja anders, und zweitens als man denkt...

PS: Wer Ideen hat, was ich machen sollte der darf gerne zu meiner allgemeinen geistigen Konfusion mit qualifizierten Kommentaren und Anregungen beitragen!

Dienstag, 7. Juni 2011

The best cities in the world - Sydney

Sydney ist sicherlich ganz oben in den Top-Cities der Welt, und sicherlich nicht nur bei mir. Die Stadt ist sehr lebenswert, das Wetter meist angenehm, auch im Winter, und man hat endlose Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben. Egal ob chillen im Botanischen Garten, klettern über die Harbour Bridge, bestaunen des weltberühmten Operngebäudes, flanieren und shoppen am Darling Harbour, feiern in Kings Cross, surfen und schwimmen am Boni Beach, es gibt wirklich reichlich Auswahl.

Das Fazit der Aussies zu ihrer heimlichen Hauptstadt: There is no place in the world like Sydney!

Sydney Opera House


downtown Sydney

Bondi Beach

Darling Harbour

Ganz schön weit weg von allem...

Tag...
Nacht...

Tag...
Nacht...

Royal Botanical Gardens

Sydney Cove

Harbour Bridge