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Freitag, 17. Juni 2011

Der Bär im Spiegel der öffentlichen Wahrnehmung

Die Themenwoche Bär erschien nötig um den Menschen wieder die Bedeutung des Bären im Alltag eines jedes Einzelnen von uns zu verdeutlichen, monotone Wiederkehr des Subjekts pseudoliterarischer Auseinandersetzung ist damit nicht auszuschließen. Während das öffentlich rechtliche Fernsehen Themenwochen zu so überflüssigen Themen wie Ernährung oder Mobilität des Menschen kreiert, will ich mich auf die symphatischen Vierbeiner konzentrieren. Bären sind aus unserem Leben gar nicht mehr wegzudenken, sie begleiten uns in multipler Form und Gestalt von frühester Kindheit an. Das durchschnittliche europäische Kleinkind macht in etwa im Alter von 1 Jahr das erste mal Bekanntschaft mit Bären. Meistens handelt es sich dabei um Teddybären, von echten Bären wird von fürsorglichen Eltern meistens abgesehen, da die Verletzungsgefahr für den Bären einfach zu groß wäre wenn ein motorisch noch ungeschultes und kognitiv überfordertes Kleinkind zum Beispiel am Ohr des Bären ziehen würde. Doch auch die Plüschbären erfüllen in der Regel ihren Zweck als treuer Kompagnon der ersten Lebensjahre. Ein weiterer nicht zu leugnender Vorteil ist, dass diese Tiere stubenrein sind, nicht schreien und nicht gefüttert werden müssen, etwas was von den meisten Kleinkindern nicht gerade behauptet werden kann. In dieser Hinsicht ist der Plüschbär dem Kleinkind also überlegen, weshalb es nicht verwundert, dass immer weniger Deutsche Kinder haben, die Nachfrage nach Plüschbären aber konstant hoch ist. Zugegeben, Kinder haben dafür andere Vorteile wofür es sich sicher lohnt ein paar Nachteile in Kauf zu nehmen, so sind die intelektuellen Fähigkeiten von Plüschbären doch recht überschaubar. Könnte man die Vorteile von Plüschbären und Kindern kombinieren ließe sich bestimmt auch die katastrophale demographische Entwicklung in diesem Lande umkehren.

Doch nicht nur Plüschbären prägen unsere ersten Lebensjahre nachhaltig. Gummibären sind beliebtes Grundnahrungsmittel vieler Kinder, auch wenn die gesundheitlich ähnlich bedenklich sind wie Sprossen, den Nachwuchs scheint das im Konsum kaum einzuschränken. Außerdem spielen die in Massentierhaltung gezüchteten fruchtigen Kleinstbären für die Sozialisierung von Kindern eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nach dem Belohnungsprinzip mit dem man auch Delphine trainiert, lernt das Kind, was es machen darf und was nicht. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass nur Gummibären aus ökologischen Betrieben verfüttert werden die den grundlegenden Tierschutzbestimmungen nicht zuwiderlaufen und der Gummibär nicht zum Hauptunterstützer der Erziehung wird, darunter leiden dann Bär und Mensch gleichermaßen. Auch in Zoos sind Bären gerne gesehene Gäste, selbst wenn viele der Tiere dort nur mehr oder minder faul herumliegen, üben sie dennoch eine irgendwie aphatische Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann. Und wie der Hype um Knut gezeigt hat, vermag der ein oder andere Bär sogar ein echter Star in den Medien zu werden.

Der Bär taucht also in den Medien häufig auf, und so sind wir auch nach der Kindheit oft mit bärigen Themen konfrontiert. Nur selten machen Bären dabei negative Schlagzeilen, wie etwa Bruno, der dies prompt mit seinem Leben bezahlte. Dem Bär wird in dieser Gesellschaft immer noch zu wenig Respekt und Toleranz entegegengebracht, ja, er wird geradezu diskrimminiert. Statt sich auf eben erwähnte positive Eigenschaften der Bären zu konzentrieren versuchen gewissenlose Politiker uns in gewagten Wortneuschöpfungen ein negatives Bild des Bären an sich zu vermitteln. Da wird aus einem Braunbär wie Bruno, der ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten ist und Schafe mit Kräutern verwechselte, auf einmal ein „Problembär“. Würde sich Edmund etwa freuen wenn man ihn „Problemmensch“ nennen würde, nur weil er nicht gescheit reden kann? Die Lobby der Bärenfreunde ist einfach zu schwach um gegen die Edmund Stoibers dieser Erde anzugehen. Und so werden aus nordamerikanischen Schwarzbären vollkommen aus der Mode gekommene Bärenfellmützen für britische Gardisten gemacht. Wer trägt denn heute noch Bärenfellmützen? Warum können britische Gardisten nicht einfach auf selbstgehäkelte Mützen umsteigen? Das würde auch die Eigeninitiative und Kreativität der Soldaten unter Beweis stellen, so diese denn vorhanden ist, was ich zu bezweifeln wage.

Von den wenigen negativen Beispielen mal abgesehen integrieren sich Bären nämlich hervorragend in die Gesellschaft und fallen kaum auf, sie sind sehr scheue Gesellen. Es ist zum Beispiel noch nie ein Fall bekannt geworden in dem ein Bär wegen Steuerhinterziehung, Trunkenheit am Steuer oder ähnlichen Delikten angeklagt wurde, und diese Tatsache spricht doch für sich. Die einzigen kleineren Probleme die regelmäßig auftreten sind Eigentumsdelikte, entwendete Picknickkörbe von arglosen Wanderern oder umgeworfene und beschädigte Mülltonnen in wildnisnahen Kleinstädten. Doch der Bär teilt seinen Lebensraum mit uns, wir zerstören seine Wälder, warum sollte er dann nicht das Recht haben sich ab und zu einen Picknickkorb zu stibitzen (Mundraub ist ja ohnehin kein Straftatbestand) oder sich an dem zu laben, was wir Menschen nicht mehr essen wollen wenn es in unseren Mülltonnen landet? Auch Straftaten die mit dem Betäubungsmittelgesetz zu tun haben werden immer wieder mit Bären in Verbindung gebracht. So werden jeden Sommer die Wälder in British Columbia in Kanada von Spezialeinheiten durchforstet, da in vielen versteckten Tälern illegale Plantagen mit Cannabis-Pflanzen stehen. Unlängst wurde ein Fall bekannt, in dem auch Schwarzbären in die illegalen Machenschaften verstrickt waren, sie bewachten regelrecht die Felder und konsumierten wohl auch die Drogen. "Die Tiere waren sehr zahm, saßen nur herum und beobachteten uns... dann kletterte ein Schwarzbär auf unseren Polizeiwagen, saß eine Weile auf dem Dach und sprang wieder herunter", sagte Sergeant Fred Mansveld in einem Artikel der Welt vom 20. August 2010. Insgesamt 14 bekiffte Schwarzbären traf die Polizei auf der Plantage an, ob sie verhaftet wurden ist dem Artikel nicht zu entnehmen.

Noch dramatischer als für die meisten anderen Bären ist die Situation für den Eisbär. Wenn der Klimawandel weiter so rasch voranschreitet werden wir bald unseren Badeurlaub nicht mehr auf den Balearen verbingen, sondern an der Küste Grönlands. Wo bleibt dann der ungestörte Lebensraum für die Eisbären? Schon gibt es zahlreiche internationale Initiativen zur Rettung des Eisbären, schließlich handelt es sich um das größte Landraubtier der Erde. Diese ernähren sich, wie der Name schon andeutet, hauptsächlich von Eis. Wenn dieses irgendwann weggeschmolzen ist fehlt ihm also die Nahrung. Auch der Vorschlag der italienischen Speiseeisfabrikanten einige Dutzend Eisbären in Italien zu beheimaten und dort großzügig mit ihrem Hauptnahrungsmittel Eis zu versorgen klingt zwar nett, ist aber nicht mehr als ein Tropfen auf den im wahrsten Sinne des Wortes heißen Stein. Schon John F. Kennedy sagte: „Frage nicht was dein Bär für dich tun kann, frage, was du für deinen Bären tun kannst.“ Im Credo dieses weisen Satzes möchte ich zu einem respektvolleren und überlegteren Umgang der Menschen dem Bären gegenüber aufrufen!

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