Sydney 2007 - work & travel Australia

Donnerstag, 28. Februar 2013

Mittwoch, 27. Februar 2013

Chouf Mountains I






Am Sonntag ging es nach dreieinhalb Wochen in der Stadt endlich mal raus aus Beirut. Mit dem Ecotourism-Anbieter Liban Trek ging es in’s Chouf, die Berge die hinter Beirut liegen. Bei der Hinfahrt war es teilweise so neblig, dass man keine 50 Meter weit schauen konnte, und auch am Anfang der etwa 12 km langen Wanderung durch die Berge war es, die Bilder machen es deutlich, noch ziemlich verhangen und wolkig. Zunächst ging es bergauf und dann die meiste Zeit auf relativ konstanter Höhe am Berg entlang. Zur linken Seite die Berge des Chouf, die bis auf knapp 2000 m ansteigen und auf der Gipfeln noch viel Schnee liegt, auf der der rechten Seite liegt die Bekaa, eine fruchtbare Hochebene. Nach der Ebene kommen wieder Berge, und dort fängt auch Syrien an, an einer der schmalsten Stellen an der wir auch vorbeigekommen sind ist die syrische Grenze keine 20 Kilometer entfernt. 

Man konnte also, gerade von dem erhöhten Punkt an dem wir uns befanden, bis nach Syrien hinüberschauen, vom Krieg dort hat man allerdings nicht wirklich etwas mitbekommen. Nur auf der Straße die weiterführt zur Grenze war die Militärpräsenz der libanesischen Armee erhöht und ab und zu passierte man Checkpoints, allerdings ohne dass man angehalten und kontrolliert wurde. Aufgrund des Regens in der vergangenen Woche waren die Wege extrem matschig, und es handelt sich dabei um Matsch der an den Schuhen kleben bleibt wie Leim, sodass man nach kurzer Zeit mit einer zentimeterdicken Matschschicht unter den Schuhen läuft. Ab Mittag in etwa wurde es immer sonniger und am Nachmittag war kaum noch eine Wolke am Himmel, auch die Temperaturen waren dadurch wirklich angenehm. Ab und zu sind wir an Schafherden vorbeigekommen die jetzt im Winter genügend grün an den Hängen finden, auch die ersten Blumen blühen schon. Insgesamt eine formidable Tour und wohl nicht das letzte Mal, dass ich mit Liban Trek unterwegs war, für die ganze Tour samt Guide und Bus habe ich 35.000 Libanesische Lira bezahlt, umgerechnet etwa 17,50 Euro. Und es war sehr angenehm mal wieder in der Natur zu sein und die Ruhe zu genießen, denn Beirut ist alles, aber nicht ruhig!




Hier ist übrigens seit Anfang der Woche der Frühling angekommen, es ist sonnig und warm bei bis zu 25 Grad, mal schauen wie lange das gute Wetter so bleibt. Weitere Bilder folgen bald, bis dahin: Salut de Beyrouth!

Samstag, 23. Februar 2013

Fabian aka Nadim



Wieder ist eine Woche rum und nach dieser Woche war ich ungelogen so platt, dass man mit mir eine Wand hätte tapezieren können. Das liegt zum einen an der Uni, zum anderen an der Bürokratie, die mich ordentlich auf Trab gehalten hat. Da letzte Woche einige Kurse ausgefallen sind und diese Woche nachgeholt wurden hatte ich stolze 29 Stunden Uni, was doch relativ viel ist. Zum Glück ist es allerdings so, dass manche Kurse nicht jede Woche stattfinden und auch die Nachholstunden nun geschafft sind. Und, das hoffe ich zumindest, die bürokratischen Hürden liegen nun erst mal weitgehend hinter mir. 



Diese Woche habe ich nämlich auch meinen permis de séjour beantragt, der, so er denn genehmigt wird, was ich mal hoffe, aber davon ist auszugehen, mir gestattet bis zu einem Jahr im Libanon zu bleiben ohne immer wieder zur Sûreté Générale zu müssen um mein Visum verlängern zu lassen, was ohnehin dann nur für maximal drei Monate sein würde, nach diesen drei Monaten müsste man das Land verlassen. Die Beantragung war aber eine ziemliche Tortur und man braucht eine ganze Reihe verschiedenster Dokumente und Bescheinigungen. Wer meine Abneigung (um nicht von Hass zu reden) gegenüber der Bürokratie kennt, die hier ja auch schon Erwähnung fand und dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein dürfte, der wird sich denken können mit welch großer Freude ich mich diesen challenges stellte. Am Montag habe ich nämlich endlich meine attestation d’inscription erhalten und bin dann noch am selben Tag zum Bildungsministerium gefahren um mir das Ganze noch offiziell bestätigen zu lassen, d.h. de facto haben die da nur diverse Stempel drauf gemacht und das wars. Direkt danach bin ich dann zur Sûreté Générale um meinen permis de séjour zu beantragen, das hat aber nicht funktioniert, da mir noch ein Stempel der Deutschen Botschaft fehlte. Ich hatte eigentlich gehofft, dass es auch ohne diesen Stempel funktioniert, es gab widersprüchliche Angaben zum Verfahren, aber ich wurde leider eines Besseren belehrt. Man muss nämlich dazusagen, dass die Deutsche Botschaft au bout du monde ist, sie liegt in etwa hinter den sieben Bergen hoch über Beirut und mit den normalen „service“ Taxis die hier den öffentlichen Nahverkehr ersetzen kommt man da nicht hin, oder nur wenn man mehrere Tage Zeit hat, aber Geduld gehört nicht zu meinen Stärken; auch die konnte ich diese Woche aber über die Maßen gut trainieren.








































So habe ich mir dann letztlich für Dienstagmorgen ein Taxi bestellt um zur Deutschen Botschaft zu fahren, das Ganze war eine ziemliche Odyssee, Homer’s Reise war ein Scheiß dagegen, seriously. Zum Glück bin ich einigermaßen unerschrocken was Straßenverkehr angeht, sowohl als Fahrer wie auch als Beifahrer, denn mein Taxifahrer war gelinde gesagt eine Katastrophe, dass ich noch lebe ist nicht mehr als Glück. Sollte ich wie eine Katze sieben Leben haben, ist jetzt mindestens eines davon weg! Er ist wirklich geheizt wie ein Bekloppter, dicht aufgefahren, und dann hat er auf der fünfspurigen Schnellstraße auch noch die Abfahrt verpasst. Das hat ihn aber nur kurz aus der Fassung gebracht, dann hat er auf der rechten Seite gehalten, den Rückwärtsgang eingelegt, „no problem“ genuschelt und ist bis zur Ausfahrt im Rückwärtsgang zurückgerauscht während um uns herum alles in die andere Richtung fuhr. Die Botschaft selbst hat er dann dank mehrmaligem Nachfragen relativ problemlos gefunden. Naja, dort angekommen musste ich erst mal ne Viertelstunden vor dem Eingang warten (im Moment ist bei vielen Botschaften und auch der Sûreté Générale eine Menge Betrieb, zumindest anscheinend mehr als sonst aufgrund zahlreicher syrischer Flüchtlinge), und dann war nicht klar wer dafür zuständig ist zu bestätigen, dass ich als Student im Libanon bin. Das hat dann auch nochmal gedauert, aber irgendwann habe ich dann wieder einen Stempel auf ein Blatt Papier bekommen, musste 35 Euro dafür zahlen, und nach einer Stunde war ich wieder raus aus Deutschland. Insgesamt kein wirklich guter Service, Bittsteller bei der Deutschen Botschaft will ich nicht noch mal sein wenn es sich vermeiden lässt. Auch die Taxifahrt zurück nach Beirut war langwierig, da mal wieder Stau war nach Beirut und es nicht so schnell ging, wie mein Taxifahrer es gerne gehabt hätte. Zurück in Beirut bin ich dann direkt wieder zur Sûreté Générale und stand natürlich erst mal am falschen Schalter an, was ich aber erst erfuhr als ich an die Reihe kam, danach stand ich dann nochmal eine Ewigkeit und quasi mit Schließung des Gebäudes um 14 Uhr war mein Antrag endlich bearbeitet, nach zwei Stunden. Das fiese ist auch, dass man da in den Schlangen stehen muss, und zwei Stunden auf einem Fleck stehen ist wahrlich kein Vergnügen, es waren nicht mal viele Leute vor mir, aber jeder Antrag hat eine Ewigkeit gedauert. Von Bürokratie und vom Warten habe ich die Schnauze jedenfalls erst mal gestrichen voll, aber inschallah kann ich dann in zwei bis drei Wochen (die haben gesagt zwei, ich rechne aber eher mit drei um ehrlich zu sein) meine carte de séjour abholen.








































Nun wird es auch langsam Zeit sich auf diese frappierend verwirrende Überschrift zu beziehen. Dazu sei angemerkt, dass diese Woche mein Arabischkurs an der Uni begonnen hat und ich habe das Vergnügen gleich neun Stunden die Woche arabisch lernen zu dürfen (bzw. ob es immer ein Vergnügen sein wird bleibt noch abzuwarten). Auch die Lehrmethoden sind durchaus kreativ, das fängt schon damit an, dass jeder Kursteilnehmer erst mal einen neuen arabischen Namen verpasst bekommt. Wo der tiefere Sinn dahinter ist erschließt sich mir nicht wirklich, aber gut, vielleicht gibt es einen, ich will es jedenfalls nicht ausschließen. Ich heiße jedenfalls Nadim. Hoffen wir, dass mein arabisches Alter Ego bald fließend seine Muttersprache beherrscht. Ich bin aber relativ zuversichtlich, dass man schon durchaus einiges lernt denn neun Stunden sind einfach neun Stunden und nicht gerade wenig. So manche Strategien sind etwas gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel haben wir einen Liedtext auswendig gelernt, und das Lied dabei so oft angehört, dass es sich in’s Gedächtnis gebrannt hat ob man nun will oder nicht, und es klingt ziemlich furchtbar das Lied, eine leicht traumatische Erfahrung. Und für die arabischen Buchstaben gibt es so eine Übung, wo man für jeden Buchstaben eine Melodie anhört und diesen dann passend dazu in die Luft malt, bevor man ihn zu Papier bringt. Das Erstaunliche daran ist aber, dass die Lehrerin nicht sagt wie der Buchstabe heißt, ausgesprochen oder verbunden wird, was meiner Meinung nach den Sinn der Übung etwas unterminiert. Gut, mir kann es egal sein da ich die Buchstaben  ohnehin schon alle beherrsche. Dennoch werden  wir wohl viel mehr lernen als in Augsburg oder Mainz, wo ich Arabischkurse an der Uni belegt hatte, nicht nur weil wir deutlich mehr Wochenstunden haben sondern auch weil die Gruppe klein ist, so etwa 12 Leute, und jeder mal drankommt um etwas neugelerntes zu sagen, d.h. schlafen ist nicht. 



In diesem Sinne, liberté, égalité, fraternité aus Beirut, besondere Grüße an meine WG in Augsburg falls es da jemand liest, habe festgestellt, dass ich mir genau heute vor einem Jahr die WG angeschaut habe;)!