Sydney 2007 - work & travel Australia

Freitag, 1. Februar 2013

First steps in Beirut

Es waren "nur" 23 kg im Rucksack...

Nach über einem halben Jahr Vorbereitung und Bürokratie bin ich nun also endlich im Libanon angekommen. Der Flug von Frankfurt nach Beirut war sehr entspannt und auch mein Gepäck kam gleich nachdem ich ebenfalls anstandslos mein (noch auf einen Monat befristetes) Visum erhalten hatte. Am Flughafen wurde ich von Laurent, meinem französischen Mitbewohner, abgeholt, was angesichts meines vielen Gepäcks und bei Taxifahrten zu erwartenden zähen Preisverhandlungen sehr angenehm war. Auch die Wohnung, die ich mir mit einem weiteren Franzosen teile, macht einen echt guten Eindruck und ist ziemlich groß, einziger Nachteil den man schon nach kurzer Zeit feststellt, bzw. hört, es ist ziemlich laut. Aber auch das ist eben typisch Beirut wage ich mal zu behaupten. 

Nach der Landung in Beirut
Der Straßenverkehr ist insgesamt etwas ungeordnet, oder um es plainly speaking auf den Punkt zu bringen einfach höchst chaotisch. Am ersten Abend hat mich Laurent dann auch noch direkt zu einem Supermarkt chauffiert damit ich hier nicht verhungere, überhaupt scheint er ein sehr hilfsbereiter und netter Zeitgenosse zu sein. Gerade da ich meine WG hier über eine facebook-Gruppe gefunden habe, hatte ich schon die Befürchtung, dass das ein Griff ins Klo sein könnte, man kennt die Menschen halt einfach nicht persönlich, aber nach den ersten Eindrücken denke ich, dass ich es hier durchaus aushalten kann. Am Donnerstag war ich dann zunächst an der Uni um mich einzuschreiben, was nicht ganz funktionierte, da man sich an den Fakultäten erst ab 5. Februar einschreiben kann, worüber einen aber niemand informiert hat. Immerhin bin ich nun aber schonmal bei dem Service des Relations Internationales rückgemeldet, was ein erster Schritt ist, weitere Bürokratie liegt noch vor mir. 

Nationales Museum



Am Hafen
Am Nachmittag hat mir Laurent dann die Stadt gezeigt, und zwar per Motorroller, war cool im doppelten Sinne des Wortes, denn hier ist es im Moment ziemlich kühl für Beiruter Verhältnisse, was mich nur bedingt stört denn Hitze kommt glaube ich noch früh genug. Nur der Regen der ab und zu einsetzte war etwas störend. Motorroller sind hier ansonsten das perfekte Fortbewegungsmittel, denn die Straßen Beiruts sind meistens ein einziger langer Stau, im Auto hat man da keine Chance, auf dem Roller schlängelt man sich einfach rechts und links durch. Nur ist es wohl nicht die sicherste Art sich fortzubewegen, Verkehrsregeln existieren nur auf dem Papier und werden großzügig ausgelegt oder einfach komplett ignoriert, wer am waghalsigsten ist gewinnt meistens (oder landet eben im Krankenhaus). So habe ich jedenfalls schon die Blaue Moschee gesehen, eine riesige Moschee mit blauen Dächern (Bilder der Sehenswürdigkeiten folgen mal nachdem es hier besseres Wetter hat). Darüber hinaus waren wir kurz am Meer und  am Hafen, wo es zahlreiche Luxusboutiquen gibt in denen sich die Reichen des Nahen Ostens, vornehmlich aus den Golfstaaten, die Klinke in die Hand geben. Diese Ladenzeilen wirken aber irgendwie ziemlich deplaziert und es ist mehr ein kläglicher Versuch Dubai nachzueifern als ein authentisches Beirut zu schaffen. Ich jedenfalls finde die alten Viertel viel angenehmer und schöner, trotz der Tatsache das der Putz von den Fassaden blättert und man den Häusern ihr Alter teilweise wirklich ansieht. Danach waren wir kurz an der Stelle wo der ehemalige Ministerpräsident des Libanon Rafiq al-Hariri 2005 bei einem Anschlag ums Leben kam. Die Spuren sind immer noch nicht komplett beseitigt und die Explosion muss wirklich sehr massiv gewesen sein. Beim Thema Sicherheit merkt man auch sonst ziemlich schnell, dass man im Libanon und nicht in der Schweiz ist. Ab und an gibt es Checkpoints mit Sandsäcken und viele Gebäude werden vom Militär bewacht, besonders störend oder auffallend ist das aber eigentlich nicht wie ich finde. Auch in unserer Nachbarschaft gibt es einige Häuser die noch von Einschüssen durchlöchert sind wie Schweizer Käse, insgesamt wird überall in der Stadt gebaut.

Sicherheitsmaßnahmen gegenüber der Französischen Botschaft

Das Gebäude der Sûreté Générale

































Am Donnerstagabend traf ich mich dann mit zwei Studentinnen der Uni Augsburg die hier schon ein Semester verbracht haben und die Stadt folglich schon gut kennen. Zunächst haben wir zusammen mit anderen Studenten und expatriates den libanesischen Film „Le Cerf-volant“ geschaut, ein sehr sehenswerter Film über ein geteiltes Dorf an der libanesisch- israelischen Grenze und den ganz normalen Wahnsinn dort, keine Doku sondern ein Spielfilm. Danach waren wir noch, wie sollte es auch anders sein, in einer Shisha-Bar, und man muss sagen, die Shishas sind tatsächlich besser als die im Pharao in Augsburg. Naja, eventuell ist es auch nur Einbildung, aber so war zumindest mein Eindruck. Bei dieser Gelegenheit traf ich auch gleich interessante Menschen aus den verschiedensten Nationen wie Schweden, den Niederlanden, den USA, dem Libanon (quelle surprise) und Riad, der vor gut einem Jahr aus Aleppo geflohen ist und nun im Libanon für eine NGO arbeitet. Insgesamt ein wirklich interessanter und abwechslungsreicher Abend.


Heute habe ich dann endlich eine hiesige Sim-Karte für mein Handy kaufen wollen, und wie es der Zufall so will, ist bei uns unten im Haus ein kleiner Laden in dem ein Libanese arbeitet (bzw. er ist auch gleichzeitig der Inhaber) der in Deutschland studiert hat und beeindruckend gut deutsch spricht. Laurent hat ihn mir vorgestellt und er fing dann direkt an mit mir Deutsch zu reden. Jedenfalls hat er früher auch Sim-Karten verkauft, nun aber nicht mehr, meinte aber dennoch, dass er mir da helfen kann. Der Kauf einer Sim-Karte ist nämlich eine komplizierte Operation hier im Libanon, quasi ein halber Staatsakt und eine Wissenschaft für sich, sogar wenn man nur eine prepaid-Karte haben will. Er hat mich dann jedenfalls zu einem Geschäft gefahren, welches Sim Karten verkauft und hat mir die verschiedenen Tarife erklärt. Dann musste noch mein Pass kopiert werden und ein Foto von mir wurde gemacht und nun habe ich ein libanesische Handynummer, auch wenn ich das noch nicht alles geblickt habe. Danach wollte ich ihm ein paar Dollar geben, schließlich hat er mir alles erklärt und mich dorthin gefahren, das hat er aber abgelehnt, aber ich werde ab und zu mal bei ihm Lebensmittel kaufen als Ausgleich.


Vielleicht ein Kuriosum zum Schluss um mal das klischeebehaftete Bild, das wohl einige Menschen vom Libanon haben (so sie denn überhaupt eines haben) etwas zurechtzurücken. Ich wohne direkt neben einem McDonalds und einer Kirche, und vom Balkon des Wohnzimmers aus hat man einen Blick auf zur Zeit noch schneebedeckte Berge (ja, auch die gibt es im Libanon). Alors, jusqu’ici tout va bien, beste Grüße an alle in der Heimat und dem Rest der Welt aus Beirut.

Blick vom Balkon

2 Kommentare:

  1. Hey Fabian,
    das hört sich doch alles so an, als ob du einen sanften Einstieg in dein Libanon Abenteuer hattest. Ich bin mir sicher dass du die bürokratischen Hürden überwindest und wünsche dir, dass du die Zeit im chaotisch, lauten Beirut in vollen Zügen genießt. Auf weitere Geschichten bin ich sehr gespannt.
    Liebe Grüße aus dem beschaulichen Münster,
    Kerstin

    AntwortenLöschen
  2. Yess, endlich wieder ein quasi Reisebericht! Supi Fabi, freut mich sehr! :)

    Interessant zu lesen und anzuschauen, klingt sehr abenteuerlich. (Was nicht sonderlich verwunderlich anmutet, bei einem Ziel wie dem Libanon;) Jedenfalls, hab ganz viel Spaß, alles Gute für die Uni und mach dir ne schöne Zeit, mein Lieber.

    Grüße :)



    AntwortenLöschen