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Es waren "nur" 23 kg im Rucksack... |
Nach über einem halben Jahr
Vorbereitung und Bürokratie bin ich nun also endlich im Libanon angekommen. Der
Flug von Frankfurt nach Beirut war sehr entspannt und auch mein Gepäck kam
gleich nachdem ich ebenfalls anstandslos mein (noch auf einen Monat befristetes)
Visum erhalten hatte. Am Flughafen wurde ich von Laurent, meinem französischen
Mitbewohner, abgeholt, was angesichts meines vielen Gepäcks und bei Taxifahrten
zu erwartenden zähen Preisverhandlungen sehr angenehm war. Auch die Wohnung,
die ich mir mit einem weiteren Franzosen teile, macht einen echt guten Eindruck
und ist ziemlich groß, einziger Nachteil den man schon nach kurzer Zeit
feststellt, bzw. hört, es ist ziemlich laut. Aber auch das ist eben typisch
Beirut wage ich mal zu behaupten.
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Nach der Landung in Beirut |
Der Straßenverkehr ist insgesamt
etwas ungeordnet, oder um es plainly speaking auf den Punkt zu bringen einfach
höchst chaotisch. Am ersten Abend hat mich Laurent dann auch noch direkt zu
einem Supermarkt chauffiert damit ich hier nicht verhungere, überhaupt scheint
er ein sehr hilfsbereiter und netter Zeitgenosse zu sein. Gerade da ich meine
WG hier über eine facebook-Gruppe gefunden habe, hatte ich schon die
Befürchtung, dass das ein Griff ins Klo sein könnte, man kennt die Menschen
halt einfach nicht persönlich, aber nach den ersten Eindrücken denke ich, dass
ich es hier durchaus aushalten kann. Am Donnerstag war ich dann zunächst an der
Uni um mich einzuschreiben, was nicht ganz funktionierte, da man sich an den
Fakultäten erst ab 5. Februar einschreiben kann, worüber einen aber niemand
informiert hat. Immerhin bin ich nun aber schonmal bei dem Service des
Relations Internationales rückgemeldet, was ein erster Schritt ist, weitere
Bürokratie liegt noch vor mir.
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Nationales Museum |
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Am Hafen |
Am Nachmittag hat mir Laurent
dann die Stadt gezeigt, und zwar per Motorroller, war cool im doppelten Sinne
des Wortes, denn hier ist es im Moment ziemlich kühl für Beiruter Verhältnisse,
was mich nur bedingt stört denn Hitze kommt glaube ich noch früh genug. Nur der
Regen der ab und zu einsetzte war etwas störend. Motorroller sind hier
ansonsten das perfekte Fortbewegungsmittel, denn die Straßen Beiruts sind
meistens ein einziger langer Stau, im Auto hat man da keine Chance, auf dem
Roller schlängelt man sich einfach rechts und links durch. Nur ist es wohl
nicht die sicherste Art sich fortzubewegen, Verkehrsregeln existieren nur auf
dem Papier und werden großzügig ausgelegt oder einfach komplett ignoriert, wer
am waghalsigsten ist gewinnt meistens (oder landet eben im Krankenhaus). So
habe ich jedenfalls schon die Blaue Moschee gesehen, eine riesige Moschee mit
blauen Dächern (Bilder der Sehenswürdigkeiten folgen mal nachdem es hier
besseres Wetter hat). Darüber hinaus waren wir kurz am Meer und am Hafen, wo es zahlreiche Luxusboutiquen gibt in denen sich die Reichen des Nahen Ostens, vornehmlich aus den Golfstaaten, die Klinke in die Hand geben. Diese Ladenzeilen wirken aber irgendwie ziemlich deplaziert und es ist mehr ein kläglicher Versuch Dubai nachzueifern als ein authentisches Beirut zu schaffen. Ich jedenfalls finde die alten Viertel viel angenehmer und schöner, trotz der Tatsache das der Putz von den Fassaden blättert und man den Häusern ihr Alter teilweise wirklich ansieht. Danach waren wir kurz an der Stelle wo der ehemalige Ministerpräsident des Libanon Rafiq al-Hariri 2005 bei
einem Anschlag ums Leben kam. Die Spuren sind immer noch nicht komplett
beseitigt und die Explosion muss wirklich sehr massiv gewesen sein. Beim Thema
Sicherheit merkt man auch sonst ziemlich schnell, dass man im Libanon und nicht
in der Schweiz ist. Ab und an gibt es Checkpoints mit Sandsäcken und viele
Gebäude werden vom Militär bewacht, besonders störend oder auffallend ist das
aber eigentlich nicht wie ich finde. Auch in unserer Nachbarschaft gibt es
einige Häuser die noch von Einschüssen durchlöchert sind wie Schweizer Käse,
insgesamt wird überall in der Stadt gebaut.
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Sicherheitsmaßnahmen gegenüber der Französischen Botschaft |
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Das Gebäude der Sûreté Générale |
Am Donnerstagabend traf ich mich
dann mit zwei Studentinnen der Uni Augsburg die hier schon ein Semester
verbracht haben und die Stadt folglich schon gut kennen. Zunächst haben wir
zusammen mit anderen Studenten und expatriates den libanesischen Film „Le
Cerf-volant“ geschaut, ein sehr sehenswerter Film über ein geteiltes Dorf an
der libanesisch- israelischen Grenze und den ganz normalen Wahnsinn dort, keine
Doku sondern ein Spielfilm. Danach waren wir noch, wie sollte es auch anders
sein, in einer Shisha-Bar, und man muss sagen, die Shishas sind tatsächlich
besser als die im Pharao in Augsburg. Naja, eventuell ist es auch nur
Einbildung, aber so war zumindest mein Eindruck. Bei dieser Gelegenheit traf
ich auch gleich interessante Menschen aus den verschiedensten Nationen wie
Schweden, den Niederlanden, den USA, dem Libanon (quelle surprise) und Riad,
der vor gut einem Jahr aus Aleppo geflohen ist und nun im Libanon für eine NGO
arbeitet. Insgesamt ein wirklich interessanter und abwechslungsreicher Abend.
Heute habe ich dann endlich eine
hiesige Sim-Karte für mein Handy kaufen wollen, und wie es der Zufall so will,
ist bei uns unten im Haus ein kleiner Laden in dem ein Libanese arbeitet (bzw.
er ist auch gleichzeitig der Inhaber) der in Deutschland studiert hat und
beeindruckend gut deutsch spricht. Laurent hat ihn mir vorgestellt und er fing
dann direkt an mit mir Deutsch zu reden. Jedenfalls hat er früher auch
Sim-Karten verkauft, nun aber nicht mehr, meinte aber dennoch, dass er mir da
helfen kann. Der Kauf einer Sim-Karte ist nämlich eine komplizierte Operation
hier im Libanon, quasi ein halber Staatsakt und eine Wissenschaft für sich,
sogar wenn man nur eine prepaid-Karte haben will. Er hat mich dann jedenfalls
zu einem Geschäft gefahren, welches Sim Karten verkauft und hat mir die
verschiedenen Tarife erklärt. Dann musste noch mein Pass kopiert werden und ein
Foto von mir wurde gemacht und nun habe ich ein libanesische Handynummer, auch
wenn ich das noch nicht alles geblickt habe. Danach wollte ich ihm ein paar
Dollar geben, schließlich hat er mir alles erklärt und mich dorthin gefahren,
das hat er aber abgelehnt, aber ich werde ab und zu mal bei ihm Lebensmittel
kaufen als Ausgleich.
Vielleicht ein Kuriosum zum
Schluss um mal das klischeebehaftete Bild, das wohl einige Menschen vom Libanon
haben (so sie denn überhaupt eines haben) etwas zurechtzurücken. Ich wohne
direkt neben einem McDonalds und einer Kirche, und vom Balkon des Wohnzimmers
aus hat man einen Blick auf zur Zeit noch schneebedeckte Berge (ja, auch die
gibt es im Libanon). Alors, jusqu’ici tout va bien, beste Grüße an alle in der
Heimat und dem Rest der Welt aus Beirut.
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Blick vom Balkon |
Hey Fabian,
AntwortenLöschendas hört sich doch alles so an, als ob du einen sanften Einstieg in dein Libanon Abenteuer hattest. Ich bin mir sicher dass du die bürokratischen Hürden überwindest und wünsche dir, dass du die Zeit im chaotisch, lauten Beirut in vollen Zügen genießt. Auf weitere Geschichten bin ich sehr gespannt.
Liebe Grüße aus dem beschaulichen Münster,
Kerstin
Yess, endlich wieder ein quasi Reisebericht! Supi Fabi, freut mich sehr! :)
AntwortenLöschenInteressant zu lesen und anzuschauen, klingt sehr abenteuerlich. (Was nicht sonderlich verwunderlich anmutet, bei einem Ziel wie dem Libanon;) Jedenfalls, hab ganz viel Spaß, alles Gute für die Uni und mach dir ne schöne Zeit, mein Lieber.
Grüße :)