Bankräuber? |
„Bankräuber“, das ist mittlerweile meine Standardantwort geworden, wenn irgendein impertinenter Mensch mal wieder die Dreistigkeit besitzt, mich zu meinen Zukunftsplänen zu fragen. Die Antwort ist eigentlich nie verkehrt, da hat jeder sofort ein konkretes Berufsbild vor Augen, auch wenn der Job allgemein nicht gerade das höchste Sozialprestige genießt. Die Frage lädt zudem zu waghalsigen Überleitungen ein, am Ende vergisst der Fragende was er eigentlich wollte und ich bin aus dem Schneider. Was soll ich auch anderes sagen? Ich weiß es ja selber nicht! Als Absolvent eines bachelor-Studienganges in Anglistik und Amerikanistik wird man nicht gerade verfolgt von Arbeitgebern die einen um jeden Preis beschäftigen wollen. Das Spektrum dessen was man machen kann ist überwältigend groß, quasi alles und nichts, vom Bankräuber bis zum Bäckereifachverkäufer ist alles drin. Beides nicht unbedingt meine Traumberufe. In dieser Hinsicht bei den bachelor-Studiengängen von „berufsqualifizierenden Abschlüssen“ zu sprechen halte ich für einen Euphemismus. Und mal sehen ob die bachelor-Note überhaupt gut genug wird um in einem Master-Studiengang zugelassen zu werden, das würde mir noch mindestens zwei weitere Jahre verschaffen in denen ich mich nicht für irgendeine berufliche Option entscheiden müsste, zwei weitere Jahre Suche nach dem was ich mal machen will. Die Semesterferien verbringt man dann reisend in irgendwelchen nahen oder fernen Ländern, entspanntere Zeiten als diese wird es wohl nicht geben!
Ich dachte bisher, dass einem die Ziele im Laufe eines Lebens schon über den Weg laufen werden. Man muss nur zugreifen und zack, schon hat man ein Lebensziel. Diese Theorie hat sich für mich persönlich als reichlich falsch erwiesen. Ich weiß was ich nicht machen will, aber das bringt mich der Antwort was ich machen will noch kein großes Stück näher. Als das Abitur kam dachte ich mir, „kein Stress, du kannst dir danach überlegen was du machen willst!“ Dann war ich mit einem work and travel Programm in Australien, fraglos eine extrem coole Zeit, aber ich habe mir mal wieder um so ziehmlich alles Gedanken gemacht, außer über meine Zukunftspläne. Zurückgekommen habe ich mich hektisch und ohne groß nachzudenken an der Uni eingeschrieben, und studiere mittlerweile keines der Fächer mehr mit denen ich vor drei Jahren anfing. Alles exzellent durchdacht also!
Schlangenfänger? |
Ich war nie ein Freund strukturierter Zukunftsplanung. Die Zukunft ist für mich so langweilig wie 99% der Vergangenheit, ich beschäftige mich mit der Zukunft erst wenn sie schon langsam die bedrohliche Gestalt der Gegenwart annimmt. Dann ist es meistens zu spät für gut koordinierte und wohl überlegte Entscheidungen, Bewerbungsfristen sind längst verstrichen, eine Option nach der anderen fällt weg bis nur noch so wenige übrig sind, dass es nicht schwer fällt aus dem ganzen Mist die am wenigsten üble Option zu wählen. Das klingt pessimistisch? Ich finde das klingt realistisch! So verlief mein Lebensweg nicht sehr geradlinig, sollte man irgendwann in ferner Zukunft mal eine Richtung nachzeichnen können in die sich mein Leben bewegte, so handelt es sich um einen Zufall, nicht um geplantes Vorgehen. Das ist es aber was den Mensch vom Tier unterscheidet, etwas vorauszuplanen und dann dementsprechend zu handeln. Da hab ich jedenfalls noch ordentlich Nachholbedarf, auch wenn ich mich dank intelektueller Reflektionsmöglichkeiten schon geistig durchaus der menschlichen Spezies zugehörig fühle. Es ist ja auch nicht so, dass ich mir gar keine Gedanken machen würde, wie diese Zeilen sicherlich beweisen, das Crux an der Sache ist nur, dass ich nie bei irgendwelchen Ergebnissen ankomme, ich bin wie Stuttgart 21, nur, dass es bei mir um mehr geht als einen läppischen Bahnhof. Glücklich sollen sich all jene Menschen schätzen, die genau wissen was sie werden wollen. Diese ganzen Medizinstudenten die schon immer davon träumten Arzt zu werden. Gut, die werden mal schlecht bezahlt und dürfen dafür arbeiten bis zum Exitus, aber wer im Krankenhaus eine Herzstillstand aufgrund von Überarbeitung erleidet, der hat es wenigstens nicht weit bis zum Schockraum. Da wird der „to be“ Arzt dann reanimiert und sodann flugs zu seinen Patienten zurückgebracht und kann weiterarbeiten. Oder die Piloten, schwere Ausbildung aber wenn man es mal geschafft hat ist der Job weitaus ungefährlicher als LKW-Fahrer. Oder Pfarrer, sofern man nicht gerade auf Kinder steht ein krisenfester Job. Es gibt also genug Möglichkeiten, aber keiner der genannten Berufe reizt mich wirklich. Bei einem Test an der IHK lautete das Fazit, dass ich anscheinend prädestiniert bin für den Job als Landwirt, umgangssprachlich auch Bauer genannt. Das zeigt nur den Schwachsinn solcher Tests. Ich und Bauer? Never! Wobei ich dann bei RTL über „Bauer sucht Frau“ meine Zukünftige suchen könnte. Aber wenn man so sieht wer da alles ankommt vergeht einem der Appetit aufs heiraten echt! Es bleibt also spannend, und ich hoffe, dass der Weg nicht von der BA-Arbeit direkt zur BA (Bundesagentur für Arbeit) führt. Aber man soll ja immer nach vorne schauen, in meinem Fall also in eine reichlich perspektivlose Zukunft.
Abenteurer? |
Dann gibt es Leute die sagen, ich solle Journalist werden. Schön und gut, ich fühle mich natürlich geehrt, aber Journalist? Wisst ihr wieviele Journalisten am Hungertuch nagen? Sofern man nicht gerade als semilegaler ghostwriter für zukünftige Außenminister copy und paste drückt bis die Finger qualmen und man sich eine Doktorarbeit zusammenkopiert hat oder ein wirklich erfolgreicher Journalist ist, der aus irgendwelchen spannenden Ländern berichtet, kann das ein ziehmlich brotloser Job sein. Zudem werden ständig irgendwo Journalisten getötet, da kann sich der deutsche Journalist noch echt glücklich schätzen, die Zahlen auf der Seite von Journalisten ohne Grenzen sind da etwas abschreckend. Und auch wer hierzulande sicher ist, bei meinem Praktikum beim Wiesbadener Tagblatt habe ich einen Eindruck bekommen was man so macht. Zahnlose Rentner über ihr ehemaliges Berufsleben zu befragen, wenn sie mal wieder einen runden Geburtstag haben. Da sitzt man dann im Wohnzimmer so eines senilen Datterers und versucht das Genuschelte zu verstehen und hofft eigentlich nur, dass man schnell wieder raus ist, weil Rentner dazu neigen sich zu wiederholen oder die belanlosesten Dinge zu erzählen. Vielleicht habe ich auch einfach nur zu hohe Ansprüche...
Ich weiß, dass ich die ganze Welt sehen will, an einem netten Job wäre ich auch nicht uninteressiert, auch wenn ich hier aus Mangel an Ideen einfach nicht präziser werden kann, und wenn ich einen Job haben sollte, alt und grau (oder zumindest ein bisschen von beidem) bin, eine Familie, ein Haus im Grünen, das Idealbild bürgerlicher Spießigkeit also, ich bin ja fast konservativer als die CSU, schockierend! Das ist bestimmt aufgrund meiner bayerischen Wurzeln so, ich wusste schon immer, dass so ein Migrationshintergrund seine Tücken hat. Aber erstens kommt es ja anders, und zweitens als man denkt...
Ruhig Blut. Die Zukunft kann warten, wenn sie dir jetzt schon auf'n Sack geht.
AntwortenLöschenNotfallplan ist meiner Meinung nach der Gelegenheitssatiriker, oder Kolumnist für Titanik oder etwas mit mehr Anspruch (haben wir so etwas überhaupt?).
Du solltest das ja von mir inzwischen kennen: selbst ohne Abitur, Hoffnung und guten Genen für Haare mach ich weiter und find' mich nun im Studium im fernen Kanada.
Mach das was die Spaß macht, was deine Hingabe verlangt und einbezieht, und auch was deiner Meinung nach die Menschen von dir verdienen.
Mach die Welt ein bissl besser, in der Fasson "Fabian Zöller".