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Donnerstag, 16. Juni 2011

Die Geschichte vom kleinen Lernbär

Dies ist die Geschichte des kleinen Lernbären. Der kleine Lernbär lebt in den unendlichen Weiten der Wälder Kanadas, dort wo es keinen Horizont gibt, nur Bäume. Wenn er den Horizont sehen will, dann klettert der kleine Lernbär auf einen hohen Berg und staunt über die Weite des Landes das anscheinend kein Ende nimmt. Trotz seines hohen Bildungsniveaus weiß der kleine Lernbär aber nicht, dass er geographisch und politisch ein Teil Kandas ist. Es ist für ihn aber auch vollkommen belanglos, der kleine Lernbär beschäftigt sich dafür mit anderen Dingen. Er lernt nämlich gerne.
 
Es gab eine Zeit in seinem Leben, da tat er tagein und tagaus fast nichts anderes. Wenn der Fischbär nach Fischen fischte, der Beerenbär nach leckeren Beeren suchte, der Gummibär in einem Werbespot mit Thomas Gottschalk mitwirkte, der Pilzbär seine Schnauze dicht am Boden hielt und Pilze suchte (von denen er auch manchmal high wird) und der Picknickbär harmlose Wanderer erschreckte und ihnen ihr Picknick klaute, saß der kleine Lernbär einsam in seiner Höhle und lernte und lernte und lernte. Nur ab und zu, wenn sein großer Bruder, der kleine Erklärbär, vorbeikam, hielt er kurz inne, ließ sich vom kleinen Erklärbär etwas erklären und lernte dann unverzüglich weiter. Der kleine Lernbär lernte einfach alles, dividieren, subtrahieren, Latein, Griechisch, Algebra am Morgen und Geometrie am Abend, die Berechnung der Zeit-Raum Konstante und die Größe der Welt in Quadratmetern. Der kleine Lernbär war bei den Tieren des Waldes bekannt, sogar die clevere Eule und der schlaue Fuchs fragten ihn manchmal um Rat.
 
Warum machte das der kleine Lernbär? Kletterte er nicht viel lieber mit dem kleinen Erklärbär auf die hohen Berge um die Weite der Welt zu bestaunen und sich vorzustellen, wie es wohl hinter dem Horizont aussieht? Schwamm er nicht viel lieber in den glasklaren Flüssen? Lief er nicht viel lieber stundenlang durch die lichten Wälder? Doch, aber die Welt der Tiere des Waldes war nicht mehr in Ordnung. Die Bacheloritis hatte die Tierwelt befallen. Die Bacheloritis ist wie die Staupe bei Hunden, nur schlimmer. Den Tieren ging es nicht gut, deswegen wollte der kleine Lernbär genug lernen um die Bacheloritis zu heilen. Justin, der Biber, hatte Zahnschmerzen und konnte nur noch ganz weiche Blätter kauen, die unerträgliche Leichtigkeit des Schweins wich einer erträglichen depressiven Schwere, der Elch hustete die ganze Zeit und war astmathisch kurzatmig, der Maulwurf entwickelte eine schlimme Erdallergie und konnte nur noch über Tage leben und kratzte sich ununterbrochen, das Murmeltier litt unter Fellausfall, sogar der große Braunbär hatte Rheuma, das Kaninchen hatte eine schwere Löffelentzündung und war schwerhörig, der schlaue Fuchs wurde zumehmend senil und vergas ständig die Schlüssel für seinen Bau irgendwo, bevor ihm einfiel, dass sein Bau gar keine Tür hatte und er somit auch keine Schlüssel besaß, die Waldvögel konnten nur noch krächzen, nicht mehr singen, der Frosch schwamm immer lallend im Kreis und quackte wie ein Irrer, der Iltis stank gar nicht mehr wie ein Iltis was ihn sehr traurig machte, die Mäuse versuchten die Eulen anzugreifen (und wurden daraufhin gefressen), die Fledermäuse knallten ständig gegen Bäume weil ihr Radar nicht mehr funktionierte und der kleine Lernbär wollte soviel lernen, dass er die Bacheloritis heilen könnte. Als noch kleinerer Bär war der kleine Lernbär einmal von Forschern gefangen worden. Die hatten ihm lesen, schreiben und die Bedeutung von Dezimalzahlen beigebracht. Der kleine Lernbär wusste instinktiv, dass er die Bacheloritis nur heilen könnte wenn er genug lernte. Und nach Wochen des Lernens war es soweit. Der kleine Lernbär hatte es in unermüdlicher Arbeit geschafft ein Gegenmittel gegen die Bacheloritis zu entwickeln, er nannte das Medikament Prokrastination.

Die Tiere des Waldes waren sehr froh, denn der kleine Lernbär lag allen sehr am Herzen, aber die letzten Wochen war er nur in seiner Höhle und lernte, niemand hatte ihn gesehen. Nun waren die Tiere des Waldes wieder gesund und glücklich. Und auch der kleine Lernbär konnte endlich mal etwas anderes machen als lernen, er plante eine Fernreise um endlich zu erkunden, was hinter dem Horizont auf ihn wartete. Aber das ist eine andere Geschichte. Und die Moral von der Geschicht: Lernen kann man, oder nicht!

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