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Donnerstag, 25. April 2013

Wadi Rum I




So, irgendwie komme ich nicht so oft zum bloggen wie ich will, denn im Moment ist irgendwie viel high life. Das Semester ist in vollem Gange und neigt sich sogar schon spürbar dem Ende entgegen, die Halbzeit ist bereits überschritten, sowohl was das Semester angeht als auch was meinen Aufenthalt insgesamt angeht, zumindest wenn ich meine Pläne nicht noch ändere, wofür es keine Gewähr gibt. Noch aber ist volles Programm, gestern zum Beispiel hatte ich von 9 – 12:30 Uhr Arabisch und dann am Nachmittag nochmal von 15 bis 20:15 Uhr Uni, Mittwoch ist also nicht gerade mein entspanntester Tag, und am Dienstagabend war ich zum Essen bei Freunden die ganz in der Nähe wohnen. Zudem sei angefügt, dass gut einen Monat nach dem kalendarischen Frühlingsanfang der Sommer Einzug gehalten hat in Beirut, zumindest wenn man der Vorhersage meines Mitbewohners Laurent trauen darf wird es von nun an bis in den Herbst hinein sommerlich warm (und dann bald sommerlich heiß) bleiben, von einigen wenigen Tagen abgesehen, solche Regen- und Kältewellen wie letzte Woche scheinen der Vergangenheit anzugehören. Seit einigen Tagen ist es jedenfalls sonnig und warm, was der Motivation sich stundenlang in der Uni aufzuhalten nur bedingt förderlich ist.



Nach den Bildern von Petra folgen nun die von dem Highlight des ganzen Trips, nämlich von Wadi Rum. Wadi Rum liegt im Süden Jordaniens in der Wüste und ist berühmt für seine grandiosen Felsformationen die in den verschiedensten Farben leuchten und zum Teil bizarre Formen angenommen haben. Außerdem ist die Gegend bekannt als Ausgangspunkt des Arabischen Aufstands gegen die Osmanen während des ersten Weltkriegs und für Thomas Edward Lawrence (aka Lawrence of Arabia), ein britischer Soldat, Archäologe, Schriftsteller und Abenteuer der über seine Zeit in Arabien den autobiographischen account „Seven Pillars of Wisdom“ (Die Sieben Säulen der Weisheit) geschrieben hat. Ironischerweise ist diese Gegend ausgerechnet bekannt für einen Westler, der sich den arabischen Armeen als Berater angeschlossen hatte um die Interessen des Britischen Empire im fernen Arabien zu vertreten, während die lokalen Größen wie König Hussein oder dessen Sohn Feisal, der eng mit Lawrence befreundet war, etwas in Vergessenheit geraten sind. Aber Lawrence begründete und repräsentierte eben auch die abendländische Faszination für den Orient. Lawrence, dessen Buch ein ewiger Bestseller ist, beschreibt in seinem Werk nicht nur den Kampf gegen die Türken, sondern eben auch die Lebensweise der Bedouinen, die Rolle der Kamele, die Extreme der Wüste, und nicht zuletzt die atemberaubende Schönheit des Wadi Rum. Es werden sicher nicht alle wissen, aber ich habe über T.E. Lawrence und sein Werk meine bachelor-Arbeit verfasst und umso interessanter war es für mich, die Plätze die Lawrence in seinem Buch so lebendig beschreibt mal mit eigenen Augen zu sehen. Dennoch befinden wir uns nur knapp ein Jahrhundert später in einer völlig veränderten Welt und meine „Besichtigung“ des Wadi Rum war eine wesentlich komfortablere Angelegenheit als zu Zeiten von T.E. Lawrence, in denen Kamele noch das wichtigste Fortbewegungsmittel waren. 

Felszeichnungen in der Wüste, in der Mitte erkennt man einen Elefanten, der Rest ist mehr oder minder Interpretationssache.


Von Petra aus fuhr ich ohne Pause zum Visitors Center des Wadi Rum und musste mich etwas beeilen, so es die Straßenverhältnisse mit Schlaglöchern und kriminell hohen speedbumps zuließen, da ich eine Tour gebucht hatte. Als ich ankam war die Gruppe zwar schon weg, aber man erklärte mir, dass das kein Problem sei da sie erst vor kurzem aufgebrochen seien. Ich packte also alles aus dem Auto was ich für die Nacht brauchte und dann ging es mit einem Jeep weiter, denn am Visitors Center enden die asphaltierten Straßen und es geht nur noch offroad weiter. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Gruppe, die zum Glück an einer markanten Felsformation gewartet hatte und ich lud mein Gepäck in den anderen Jeep um. Dann ging es zusammen mit dem einheimischen Guide, vier Franzosen und einem Belgier (zum Glück kann ich Französisch), weiter in die Wüste hinein. Schon die Fahrt an sich ist spektakulär, die Sandsteinfelsen haben die unterschiedlichsten Rot-, Ocker-, und Beigetöne und als nächstes ging es an einen hohen Felsen. Dort stiegen wir aus und liefen eine enge Schlucht hinauf, bis wir zu uralten Felsbildern kamen die u.a. Giraffen und Elefanten zeigen und aus einer Zeit stammen, in der es dort eher aussah wie in der Serengeti und sich die großen Tiere, die man heute nur noch in Afrika findet, dort tummelten. Als nächstes fuhren wir zu einem Felsen der eine gute Aussicht über die Gegend bietet, nur der Aufstieg ist manchmal beschwerlich. Ein Vorteil war, dass es noch nicht so heiß war, zwar hatte es um die 30 Grad aber dank etwas Wind war es keine allzu schweißtreibende Angelegenheit. Die Gegend ist überhaupt sehr bergig und die höchsten Gipfel die sich etwas weiter südlich an der Grenze zu Saudi-Arabien befinden sind bis zu 1800 m hoch sind. Im Winter kann es ganz entgegen dem was so mancher von der Wüste denken mag auch tagsüber eiskalt werden, sodass es auf den höchsten Bergen sogar gelegentlich schneit!


Während der 'Siesta' im Schatten eines Felsen...







Anschließend machten wir Pause im Schatten eines hohen Felsen um der Mittagshitze zu entgehen, tranken den süßen arabischen Tee und genossen die gute Aussicht. Nach der Siesta ging es weiter zu Lawrence’s house, was nicht besonders spektakulär ist (ein Haufen Steine die den Umriss eines Hauses bilden) in dem der Legende nach T.E. Lawrence übernachtet haben soll. Nunja, trotz meines Interesses für ihn interessierte mich eher die Landschaft und am späten Nachmittag wanderten wir etwas durch eine enge Schlucht in dessen schattigen Tal sich sogar erstaunlich viele Pflanzen halten können. Überhaupt ist die Wüste im Frühling noch voller Leben, mehrmals passierten wir Gruppen von Ziegen und Schafen die von den Nomaden in die karge Landschaft geführt werden bevor die Hitze die meisten Pflanzen verdorren lässt. Zuletzt besichtigten wir eine spektakuläre natürlich Brücke bevor es schließlich in’s Camp ging wo wir die Nacht verbrachten. Von dort aus liefen wir dann zu einem Felsen in der Nähe und betrachteten von dort den Sonnenuntergang über der Wüste, eine feine Sache. Ebenfalls fein war das Essen danach, es gab Hühnchenfleisch, welches gegrillt wird in dem man eine Kuhle gräbt, diese mit heißen Kohlen befüllt, anschließend wird das Fleisch in rechteckige Töpfe gelegt auf die Kohlen, danach wird das Ganze mit Sand überschüttet und nach einiger Zeit wird das dann wieder ausgegraben. Dazu gab es Kartoffeln, Tomaten, Hummus, Brot und allerlei weitere köstliche Dinge, die wir in einem mit Teppichen ausgelegten Zelt zu uns nahmen. Nachts ging es dann nochmal raus, denn der Sternenhimmel in der Wüste gehört zu den spektakulärsten und schönsten Dingen die es gibt auf unserem Planeten. Dank der Abwesenheit von künstlichen Lichtquellen sieht man so viele Sterne wie sonst nie, leider kann meine Kamera so etwas nicht festhalten, vielleicht auch zum Glück, sonst hätte ich meine Zeit eher mit fotografieren statt genießen verbracht. Anschließend ging es in’s Bett, echt komfortabel, ein echtes Bett in einem Zelt, es gab zwar nur eine Decke aber ich hatte meinen Schlafsack dabei und habe so nicht gefroren und gut geschlafen, während der Australier der sich das Zelt mit mir teilte (im Camp übernachteten auch andere Gruppen, nicht nur meine) in der Nacht ziemlich fror wie er mir am nächsten Morgen erzählte. Am nächsten Tag nach dem Frühstück wurden wir wieder zum Visitors Center gefahren, Wadi Rum war jedenfalls grandios schön und eine sehr gute Erfahrung.

So, genug geschrieben für heute, Grüße in die Heimat aus Beirut!

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