So, irgendwie komme ich nicht so
oft zum bloggen wie ich will, denn im Moment ist irgendwie viel high life. Das
Semester ist in vollem Gange und neigt sich sogar schon spürbar dem Ende
entgegen, die Halbzeit ist bereits überschritten, sowohl was das Semester
angeht als auch was meinen Aufenthalt insgesamt angeht, zumindest wenn ich
meine Pläne nicht noch ändere, wofür es keine Gewähr gibt. Noch aber ist volles
Programm, gestern zum Beispiel hatte ich von 9 – 12:30 Uhr Arabisch und dann am
Nachmittag nochmal von 15 bis 20:15 Uhr Uni, Mittwoch ist also nicht gerade
mein entspanntester Tag, und am Dienstagabend war ich zum Essen bei Freunden
die ganz in der Nähe wohnen. Zudem sei angefügt, dass gut einen Monat nach dem
kalendarischen Frühlingsanfang der Sommer Einzug gehalten hat in Beirut,
zumindest wenn man der Vorhersage meines Mitbewohners Laurent trauen darf wird
es von nun an bis in den Herbst hinein sommerlich warm (und dann bald
sommerlich heiß) bleiben, von einigen wenigen Tagen abgesehen, solche Regen-
und Kältewellen wie letzte Woche scheinen der Vergangenheit anzugehören. Seit
einigen Tagen ist es jedenfalls sonnig und warm, was der Motivation sich
stundenlang in der Uni aufzuhalten nur bedingt förderlich ist.
Nach den Bildern von Petra folgen
nun die von dem Highlight des ganzen Trips, nämlich von Wadi Rum. Wadi Rum
liegt im Süden Jordaniens in der Wüste und ist berühmt für seine grandiosen
Felsformationen die in den verschiedensten Farben leuchten und zum Teil bizarre
Formen angenommen haben. Außerdem ist die Gegend bekannt als Ausgangspunkt des
Arabischen Aufstands gegen die Osmanen während des ersten Weltkriegs und für
Thomas Edward Lawrence (aka Lawrence of Arabia), ein britischer Soldat,
Archäologe, Schriftsteller und Abenteuer der über seine Zeit in Arabien den
autobiographischen account „Seven Pillars of Wisdom“ (Die Sieben Säulen der
Weisheit) geschrieben hat. Ironischerweise ist diese Gegend ausgerechnet
bekannt für einen Westler, der sich den arabischen Armeen als Berater
angeschlossen hatte um die Interessen des Britischen Empire im fernen Arabien
zu vertreten, während die lokalen Größen wie König Hussein oder dessen Sohn
Feisal, der eng mit Lawrence befreundet war, etwas in Vergessenheit geraten
sind. Aber Lawrence begründete und repräsentierte eben auch die abendländische
Faszination für den Orient. Lawrence, dessen Buch ein ewiger Bestseller ist,
beschreibt in seinem Werk nicht nur den Kampf gegen die Türken, sondern eben
auch die Lebensweise der Bedouinen, die Rolle der Kamele, die Extreme der
Wüste, und nicht zuletzt die atemberaubende Schönheit des Wadi Rum. Es werden
sicher nicht alle wissen, aber ich habe über T.E. Lawrence und sein Werk meine
bachelor-Arbeit verfasst und umso interessanter war es für mich, die Plätze die
Lawrence in seinem Buch so lebendig beschreibt mal mit eigenen Augen zu sehen.
Dennoch befinden wir uns nur knapp ein Jahrhundert später in einer völlig
veränderten Welt und meine „Besichtigung“ des Wadi Rum war eine wesentlich
komfortablere Angelegenheit als zu Zeiten von T.E. Lawrence, in denen Kamele
noch das wichtigste Fortbewegungsmittel waren.
Felszeichnungen in der Wüste, in der Mitte erkennt man einen Elefanten, der Rest ist mehr oder minder Interpretationssache. |
Von Petra aus fuhr ich ohne Pause
zum Visitors Center des Wadi Rum und musste mich etwas beeilen, so es die
Straßenverhältnisse mit Schlaglöchern und kriminell hohen speedbumps zuließen,
da ich eine Tour gebucht hatte. Als ich ankam war die Gruppe zwar schon weg,
aber man erklärte mir, dass das kein Problem sei da sie erst vor kurzem
aufgebrochen seien. Ich packte also alles aus dem Auto was ich für die Nacht
brauchte und dann ging es mit einem Jeep weiter, denn am Visitors Center enden
die asphaltierten Straßen und es geht nur noch offroad weiter. Nach kurzer
Fahrt erreichten wir die Gruppe, die zum Glück an einer markanten Felsformation
gewartet hatte und ich lud mein Gepäck in den anderen Jeep um. Dann ging es
zusammen mit dem einheimischen Guide, vier Franzosen und einem Belgier (zum
Glück kann ich Französisch), weiter in die Wüste hinein. Schon die Fahrt an
sich ist spektakulär, die Sandsteinfelsen haben die unterschiedlichsten Rot-,
Ocker-, und Beigetöne und als nächstes ging es an einen hohen Felsen. Dort
stiegen wir aus und liefen eine enge Schlucht hinauf, bis wir zu uralten
Felsbildern kamen die u.a. Giraffen und Elefanten zeigen und aus einer Zeit
stammen, in der es dort eher aussah wie in der Serengeti und sich die großen
Tiere, die man heute nur noch in Afrika findet, dort tummelten. Als nächstes
fuhren wir zu einem Felsen der eine gute Aussicht über die Gegend bietet, nur
der Aufstieg ist manchmal beschwerlich. Ein Vorteil war, dass es noch nicht so
heiß war, zwar hatte es um die 30 Grad aber dank etwas Wind war es keine allzu
schweißtreibende Angelegenheit. Die Gegend ist überhaupt sehr bergig und die
höchsten Gipfel die sich etwas weiter südlich an der Grenze zu Saudi-Arabien befinden
sind bis zu 1800 m hoch sind. Im Winter kann es ganz entgegen dem was so
mancher von der Wüste denken mag auch tagsüber eiskalt werden, sodass es auf
den höchsten Bergen sogar gelegentlich schneit!
Während der 'Siesta' im Schatten eines Felsen... |
Anschließend machten wir Pause im
Schatten eines hohen Felsen um der Mittagshitze zu entgehen, tranken den süßen
arabischen Tee und genossen die gute Aussicht. Nach der Siesta ging es weiter
zu Lawrence’s house, was nicht besonders spektakulär ist (ein Haufen Steine die
den Umriss eines Hauses bilden) in dem der Legende nach T.E. Lawrence
übernachtet haben soll. Nunja, trotz meines Interesses für ihn interessierte
mich eher die Landschaft und am späten Nachmittag wanderten wir etwas durch
eine enge Schlucht in dessen schattigen Tal sich sogar erstaunlich viele
Pflanzen halten können. Überhaupt ist die Wüste im Frühling noch voller Leben,
mehrmals passierten wir Gruppen von Ziegen und Schafen die von den Nomaden in
die karge Landschaft geführt werden bevor die Hitze die meisten Pflanzen
verdorren lässt. Zuletzt besichtigten wir eine spektakuläre natürlich Brücke
bevor es schließlich in’s Camp ging wo wir die Nacht verbrachten. Von dort aus
liefen wir dann zu einem Felsen in der Nähe und betrachteten von dort den
Sonnenuntergang über der Wüste, eine feine Sache. Ebenfalls fein war das Essen
danach, es gab Hühnchenfleisch, welches gegrillt wird in dem man eine Kuhle
gräbt, diese mit heißen Kohlen befüllt, anschließend wird das Fleisch in
rechteckige Töpfe gelegt auf die Kohlen, danach wird das Ganze mit Sand
überschüttet und nach einiger Zeit wird das dann wieder ausgegraben. Dazu gab
es Kartoffeln, Tomaten, Hummus, Brot und allerlei weitere köstliche Dinge, die
wir in einem mit Teppichen ausgelegten Zelt zu uns nahmen. Nachts ging es dann
nochmal raus, denn der Sternenhimmel in der Wüste gehört zu den spektakulärsten
und schönsten Dingen die es gibt auf unserem Planeten. Dank der Abwesenheit von
künstlichen Lichtquellen sieht man so viele Sterne wie sonst nie, leider kann
meine Kamera so etwas nicht festhalten, vielleicht auch zum Glück, sonst hätte
ich meine Zeit eher mit fotografieren statt genießen verbracht. Anschließend
ging es in’s Bett, echt komfortabel, ein echtes Bett in einem Zelt, es gab zwar
nur eine Decke aber ich hatte meinen Schlafsack dabei und habe so nicht
gefroren und gut geschlafen, während der Australier der sich das Zelt mit mir teilte
(im Camp übernachteten auch andere Gruppen, nicht nur meine) in der Nacht
ziemlich fror wie er mir am nächsten Morgen erzählte. Am nächsten Tag nach dem
Frühstück wurden wir wieder zum Visitors Center gefahren, Wadi Rum war
jedenfalls grandios schön und eine sehr gute Erfahrung.
So, genug geschrieben für heute,
Grüße in die Heimat aus Beirut!
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