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Montag, 18. März 2013

Baalbek I


Auch dieses Wochenende war ich wieder unterwegs, diesmal in Baalbek in der Bekaa Ebene im Osten des Libanon, nahe der Grenze zu Syrien. Unterwegs war ich mit Freunden, mit Regina, einer Österreicherin und Samer, einem Libanesen, mit denen ich schon in Beirut öfters unterwegs war, und Freunden von Freunden bzw. Leuten, die (wie ich) auch couchsurfer sind und für Touren Anschluss gesucht haben. Zudem waren noch fünf weitere Deutsche dabei die Regina kannte und die gerade zu Besuch sind in Beirut. Dazu kamen noch zwei Amis, die für eine örtliche NGO arbeiten die sich mit landwirtschaftlichen Projekten beschäftigt, sowie eine Irakerin und eine Belgierin die mit Regina studieren. Letztlich waren wir also ganze zwölf Leute, eine sehr internationale Gruppe und ich muss sagen, dass man hier echt interessante Menschen kennenlernt, aus allen Teilen der Erde mit den verschiedensten backgrounds und Erfahrungen. Es war wirklich eine unterhaltsame, lustige und sehr interessante Tour, vielleicht die beste die ich hier bisher gemacht habe (wobei ich mir das eigentlich jede Woche von Neuem denke). 




Wir trafen uns um neun Uhr, wobei wir erst mal eine halbe Stunde warten mussten, weil natürlich (außer den Deutschen;) fast niemand pünktlich war. Dann ging es zunächst mit einem Minibus zum Busbahnhof, wo Samer dann souverän einen Minibus für die Weiterfahrt organisiert hat, der uns nach Baalbek brachte, mit zwölf Personen war der kleine Bus dann ohnehin voll. Baalbek liegt ein ganzes Stück weg, so etwa hundert Kilometer, was im Libanon nicht gerade eine kurze Distanz ist. Zudem musste sich der Bus erstmal die Berge des Libanongebirges bis auf etwa 1500 m Höhe hinter Beirut hochkämpfen und auch die Straßenverhältnisse waren nicht immer ideal. Nach der Bergkette ging es dann bergab und anschließend relativ zügig in der Bekaa-Ebene flach voran, nur ab und zu wurde man durch die obligatorischen Straßensperren und Checkpoints der Armee kurz aufgehalten. Um 12 Uhr waren wir dann aber schließlich da, und haben für die Fahrt nur 6000LL (etwa 3 Euro) gezahlt, was schon sensationell günstig ist, für den Preis kriegt man bei uns in etwa einen Einzelfahrschein für den Bus. Nach kurzem Verschnaufen ging es dann zum eigentlichen Ziel, den wichtigsten römischen Ruinen im ganzen Nahen Osten, und sicherlich auch den eindrucksvollsten. Die römischen Tempel dort wurden in einer enormen Größe errichtet die alles in Rom in den Schatten stellt.




Der Komplex war ursprünglich von den Phöniziern errichtet worden und die Geschichte dort kann bis etwa 3000 vor Christus zurückverfolgt werden. Etwa 1000 vor Christus wurde ein Tempel für den Gott Baal errichtet, von dem die Stadt auch ihren Namen hat. Die Stadt erlangte ihre Bedeutung durch ihre ideale strategische Lage in der Nähe von Quellen und als Knotenpunkt der Ost-West und Nord-Süd Handelsrouten die hier vorbeiführten. Die Phönizier opferten ihren Göttern in den Tempeln Tiere und andere Gaben um sich deren Wohlwollen und Gnade zu sichern. Nach der Eroberung durch Alexander dem Großen wurde die Stadt zu Heliopolis (Stadt der Sonne), ein Name der später von den Römern beibehalten wurde, die die Stadt 64 vor Christus eroberten. Die Römer erbauten dann auch die beeindruckendsten und größten Tempelanlagen die die Geschichte je gesehen hat, schon wenn man an liegenden Säulen vorbeiläuft deren Durchmesser mit zwei Metern größer ist als man selbst kann man erahnen, was es für eine Arbeit gewesen sein muss, das alles zu errichten. Es wird dann auch geschätzt, dass etwa 100.000 Sklaven an der Anlage bauten im Laufe der Zeit. In der Neuzeit war es übrigens erst nach dem Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II der 1898 dort vorbeikam, dass Baalbek wieder in den Fokus der Archäologen rückte und in den Jahren danach waren es hauptsächlich deutsche Wissenschaftler die dort Ausgrabungen und Restaurierungen leiteten, was sich erst nach dem ersten Weltkrieg änderte als das Gebiet unter französischen Einfluss geriet. 




Auch Portraits von Assad findet man noch in den Straßen...
Wir leisteten uns zunächst einen Guide und schauten uns dann anschließend noch so auf dem Gelände um, was wirklich ziemlich leer war, angenehmerweise waren kaum Touristen dort, die wohl hauptsächlich in den Sommermonaten kommen. Leider war es etwas verhangen und wurde natürlich genau dann sonnig, als wir gegen drei Uhr die Stätten verlassen hatten. In Baalbek merkt man sofort, dass dort kulturell ein anderer Wind weht als in Beirut, ist es doch traditionell eine Hochburg der Hisbollah, der „Partei Gottes“. Gerade in strukturschwachen Gegenden wie der östlichen Bekaa hat die Hisbollah einen großen Einfluss, politisch, religiös aber auch bezogen auf Infrastruktur und Sozialleistungen. In einer Gegend die vom Staat weitgehend vernachlässigt wird hat die Partei dort Schulen und sogar Krankenhäuser errichtet, kümmert sich um Müllentsorgung und Versorgung mit Trinkwasser, unterstützt verarmte lokale Bauern und bietet sogar vereinzelt Sozialleistungen an, vor allem für Familien von „Märtyrern“ die im Kampf gefallen sind. Das Bild der Hisbollah dort entspricht also nicht dem der bis an die Zähne bewaffneten Terrororganisation sondern ist, zumindest für die lokale Bevölkerung, ein komplett anderes. Das erklärt vielleicht auch, warum die Hisbollah dort ihre loyalsten Anhänger hat und auf ihre Mitglieder zählen kann. Die Region ist jedenfalls sehr konservativ und auch im Stadtbild, das überall mit den grünen Flaggen der Hisbollah geschmückt ist, wird einem dies schnell bewusst. Nach der Besichtigung der römischen Stätten gingen wir noch etwas essen, wobei wir eine große Tafel libanesisches Essen bestellten und das Ganze dann teilten, sodass man von allem mal probieren konnte. Danach gab es noch Chai und Sisha, insgesamt wirklich ein köstliches Essen und ein wirklich perfekter Tag, denn auch bei der Rückfahrt hatten wir Glück, genau als wir gegen 18 Uhr loswollten kam direkt ein Bus, und um 8 Uhr waren wir wieder zurück in Beirut. Insgesamt mal wieder eine rundum gelungene Tour und viel neue Erfahrungen und Eindrücke, zwischenmenschlich wie kulturell.

Moschee in Baalbek
In diesem Sinne, Servus aus Beirut!

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